Tormentilla seu Heptaphyllon

Tormentilla, ceu Heptaphyllon.
Tormentilla, ceu Heptaphyllon.

[1145] Tormentilla seu Heptaphyllon.

Tormentilla, frantzösisch, Tormentille, teutsch, Tormentille, ist ein Kraut, dessen es zwey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Tormentilla, Ger. J.B. Raji Hist.

Tormentilla vulgaris, Park.

Tormentilla sylvestris, C.B. Pit. Tournef.

Heptaphyllum, Fuch.

Die treibet einen Hauffen schlancke, schwache Stengel, welche rauch und röthlicht, etwa des halben Schuhes lang sind, sich krümmen und auf dem Boden nieder legen. Die Blätter sehen schier wie das Fünfffingerkraut, sind auch also geordnet, doch stehen dererselben sieben an einem Stiele. Jedwede seiner Blüten bestehet aus vier gelben Bätterlein, in Rösleinform, die sitzen in einem Kelche, der wie ein Becken, so achtmahl zerkerbet, siehet: von diesen seinen Theilen sind viere groß und viere klein und eines um das andere geordnet. Wann die Blüte vergangen ist, so wird aus dem Kelche eine runde Frucht, darinnen gar viel zarte, länglichte Samen bey einander stecken. Die Wurtzel ist ein kleiner Knollen, fast wie der Daumen dick, höckerigt und ungleich, auswendig dunckelfarben, und inwendig röthlicht, mit einigen Zasern besetzet. Dieses Kraut wächst in den Höltzern, an sandigen Orten, auch, wo es grasicht und feuchte ist.

Die andre heist

Tormentilla Alpina major, Park. Raji Hist.

Tormentilla Alpina vulgaris major, C.B. Pit. Tournef.

Die ist darinne von der vorhergehenden unterschieden, daß ihre Blätter viel grösser sind, und ihre Wurtzel ist weit dicker und viel völliger, viel röther und viel kräftiger. Dieses Kraut wächst auf den Alpen und Pyrenäischen Gebürgen. Die Wurtzel wird uns trocken übersendet und zur Artzeney gebraucht.

Man soll diejenige erwehlen, welche frisch ist und fein völlig, bey nah des Daumens dick, rein und gantz, von ihren Zasern wol gesaubert, dicht und recht trocken, auswendig braun, inwendig röthlicht, von anziehendem Geschmack. Sie führt viel Oel und sal essentiale.

Sie hält an, ist gut zu Wunden, zum Durchlauff und zum Bluten, zum Brechen und zum weissen Fluß, auch wider den Gift. Sie wird unter die hertzstärckenden Mittel genommen.

Tormentilla kommt von tormentum, Plage, Schmertz: weil diese Wurtzel zu Pulver gestossen, mit ein wenig Bertramwurtzel und Alaune[1145] vermischet und in den Mund genommen, die Zahnwehtage lindern soll.

Heptaphyllum kommt von ἕπτα, septem, sieben, und φύλλον, folium, Blatt, weil dieses Kraut gemeiniglich auf einem Stiele sieben Blätter bringet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1145-1146.
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