Zumutung des Mutes

[179] 1817.


Laß sie schweben

Deine Vögel! Laß sie fliegen!

Stolzes Leben

Träumet nur von Siegen.

Wann sie fallen

Nieder vor erflogner Wonne,

Wisse, aus der Sonne,

Die sie wollten, wird der Spott nicht schallen.


Wackre Jäger

Stellen nach dem schönsten Wilde,

Tapfre Schläger

Decken mit dem Schilde

Nur die Seite,

Über der die Wehr nicht schwebet,

Doch die andre strebet

Vorwärts stets zu Kampf und Sieg und Beute.


Also strebe

In des Kampfes frische Weite!

Also hebe

Blanke Wehr im Streite![179]

Alles decken

Wollen nur die Feigen, Matten,

Die des Todes Schatten

Stündlich überhängt mit bleichen Schrecken.


Darum fröhlich,

Kühnes, glühendes Herz des Mutes!

Darum selig,

Selig freien Blutes,

Das verronnen,

Wo der Helden beste fielen!

Mußt so deinen Sonnen,

Deiner Liebe frisch entgegenspielen.


O so schwebet,

Meine Vögel, sonder Zagen!

Schwebet! Schwebet!

Höher wird es tagen;

Dort versinken

Nebel, die uns unten irren:

Wollt ihr Sonnen trinken,

Dürft ihr zwischen Tag und Nacht nicht schwirren.


Schwebet, schwebet,

Meine Vögel, sonder Weile!

Flieget, strebet

Fort in Blitzeseile!

Blitzeskinder,

Sollt ihr kühn in Flammen baden,

Erdenüberwinder,

Adler, fliegen zu den Sternenpfaden.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 179-180.
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