Zur Fahnenweihe des Bonner Veteranenvereins

[292] 1854.


Dies wolle Gott im Himmel walten,

Der jedes gute Werk regiert!

Hier stehn wir halbzerrißnen Alten

In frischer Reihe aufmarschiert;

Gebete gehn zur Himmelsbläue,

Wir feiern heut ein großes Fest,

Ein schönstes Fest, ein Fest der Treue:

Wir nageln unsre Fahne fest.


Dies meint nicht Treue festzunageln

Die muß durch Gott gefestet sein,

Daß, wann die Schlachtenwetter hageln

Und Blei und Eisen niederspein,

Die Fahne fliege als ein Zeichen,

Der Ehre Pfand, der Treue Pfand,

Daß in dem Kampf kein Mann will weichen

Für König, Gott und Vaterland.


So stehen wir, die Veteranen,

Wie uns die Treue hergebot,

Und denken an zerschoßne Fahnen

Und tapfrer Kameraden Tod,

An heiße Tage, schwere Wunden,

Wo Schlachtendunkel uns umzog,

Doch auch an manche Freudenstunden,

Wo Preußens Adler oben flog.


So stehn wir hier, die Veteranen,

Als rief es: Vorwärts! Nehmt's Gewehr!

Vor allen denkt man heut der Ahnen,

Der Heldengeister heut im Heer,

Der höchsten, hellsten Siegesblitze –

Ihr Name klingt Unsterblichkeit –

Der Friedrich Wilhelme, der Fritze;

Durch sie sei unser Tuch geweiht!


So stehn wir hier, die Veteranen,

Und viele fallen uns noch ein,

Die leuchten auch als Preußens Ahnen –

Sie schaun auf unser Fest mit ein –[293]

Schwerin und Seidlitz, Zieten, Blücher –

Wer zählte alle Helden her,

Die füllen die Geschichtenbücher

Mit schönster deutscher Siegesmär?


Und nun das höchste Hoch der Alten!

Zum Himmel steige das Gebet!

Wir wollen feste Treue halten,

Wo diese Fahne vor uns weht;

Und muß sie einst im Felde fliegen

Den stolzen Preußenadlerflug,

So bleibe Fallen oder Siegen

Der Veteranen Ehrenspruch.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 292-294.
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