[49.]

[120] Do werdent kynd den eltern glich

Wo man vor jnn nit schamet sich

Vnd krüg vor jnn / vnd häfen bricht


49. Bos exepel der eltern

Bos exēpel der eltern.

Wer vor frowen vnd kynder wil

Von bůlschafft / boßheyt / reden vil

Der wart / das von jnn widerfar

Des glich / er vor jn triben tar

Keyn zůcht / noch ere / ist me vff erd

Kynd / frowen / leren wort vnd gberd

Die frowen das von mannen hand

Die kynd von eltern nemen schand[121]

Vnd wenn der appt die würffel leydt

So sint die münch zům spiel bereit

Die welt ist yetz voll böser lere

Man findt leyder keyn zůcht / noch ere

Die vätter sint schuldig dar an

Die frow die lert von jrem man

Der sůn / des vatters halttet sich

Die dochter ist der můtter glich

Dar vmb zů wundern nyemans yl

Ob jnn der welt sint narren vil

Der krebs glich wie syn vatter trytt

Es macht keyn wolff / keyn lemblin nytt

Brutus / vnd Catho sint beyd dott

Des mert sich Cathelynen rott /

Wis / syttlich vätter / tugentrich

Machen ouch kynder jren glich

Diogenes eyn jungen sach

Der druncken was / zů dem er sprach

Myn sůn / das ist dins vatter stadt

Eyn drunckner dich geboren hat

Es darff das man gar eben lůg

Was man vor kynden red vnd tüg

Dann gwonheyt / andere natur ist /

Die macht / das kynden vil gebrist

Eyn yedes leb recht / jnn sym huß

Das ärgerniß nit kumm dar vß


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 120-122.
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