Sechstes Kapitel

[309] Wer vielleicht zur guten Tat

Keine rechte Neigung hat,

Dem wird Fasten und Kastein

Immerhin erfrischend sein. –


Als der Herr von gestern abend,

Fest und wohl geschlafen habend,

(Er heißt nämlich Doktor Fink)

Morgens nach dem Stalle ging,

Um zu sehn, wen er erhascht –

Ei, wie ist er überrascht,

Als bescheiden, sanft und zahm,

Demutsvoll und lendenlahm,


Sechstes Kapitel

Fipps aus seinem Sacke steigt,

Näher tritt und sich verneigt.
[309]

Sechstes Kapitel

Lächelnd reicht Frau Doktorin

Ihm den guten Apfel hin,

Und das dicke runde fette

Nette Kindermädchen Jette

Mit der niedlichen Elise,

Eiherrje, wie lachten diese. –


Sechstes Kapitel

Zwei nur finden's nicht am Platze;

Schnipps der Hund und Gripps die Katze,

Die nicht ohne Mißvertrauen

Diesen neuen Gast beschauen.[310]

Fipps ist aber recht gelehrig

Und beträgt sich wie gehörig.


Morgens früh, so flink er kann,

Steckt er Fink die Pfeife an.

Fleißig trägt er dürre Reiser,

Ja, Kaffee zu mahlen weiß er,

Und sobald man musiziert,

Horcht er still, wie sich's gebührt.

Doch sein innigstes Vergnügen

Ist Elisen sanft zu wiegen,

Oder, falls sie mal verdrossen,

Zu erfreun durch schöne Possen.

Kurz, es war sein schönster Spaß,

Wenn er bei Elisen saß. –


Dafür kriegt er denn auch nun

Aus verblümtem Zitzkattun

Eine bunte und famose

Hinten zugeknöpfte Hose;

Dazu, reizend von Geschmack,

Einen erbsengrünen Frack;


Sechstes Kapitel

Und so ist denn gegenwärtig

Dieser hübsche Junge fertig.
[311]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 309-312.
Lizenz:
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Fipps, der Affe
Fipps, Der Affe...
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Fipps der Affe.

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