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den 27. Augusti 1647.
Was stehn vnd weinen wir zu hauff
Bey diesem todten Leichnam? auff!
Gen Himmel schickt die Hertzen,
Der weise Raht
Des Herren hat
Selbs Theil an unsern Schmertzen.
Der Mensch, sein schönes Meisterrecht,
Sein Wunsch, sein Nachbild, sein Geschlecht,
Der nicht ohn Ihn kan werben
Dies Tageliecht,
Solt' er auch nicht
Nach seinem Willen sterben?
Wir sind ia Vögeln vorzuziehn,
Nun fällt kein Sperrlingk hin ohn Ihn,
Wofern die Schrifft nicht fehlet;
Nach der Er gar
Auch selbs das Haar
Auff unsern Häuptern zehlet.
Sol uns so lieb was seyn allhie,
Daß Er ohn Wiederred' und Müh
Nicht solte von uns heben,
Der seinen Sohn
Zum Gnaden-Thron
Vns Sündern hat gegeben?
So ist auch sein die gantze Welt,
Für uns ist eignes nichts bestellt,
Wir selbs sind blohs des Herren,
Greifft Er uns ein,
Er nimt was sein,
Was sollen wir uns sperren?
Vnd ist uns wol dabey zu Muth,
Wenn Er uns so viel guttes thut,
Sind wir so zahrt zu leiden?
Wie können wir
Das Bös' auch hier,
So Er uns zuschickt, meiden?
Gib gern hin, was Gott haben will,
Halt seinem weisen Raht-Schluß still,
Ihm' haben stets gefallen
Die Vnschuld ziert,
Vnd diese führt
Er auch bald heim für allen.
Wer weiß es wol, vor welcher Noht
Er sie zur Rhue bringt durch den Todt,
Wir fürchten manchen Jammer,
Wie wol ist der,
Den kein Beschwehr
Mehr schreckt in seiner Kammer!
GOTT thut wie ein getrewer Hirt,
Der eines Wetters innen wird,
Vnd treibt sein Vieh zusammen
Den Ställen zu
In sichre Rhue,
Für Hagel, Sturm vnd Flammen.
Er wird auch uns zu seiner Zeit
Heimholen aus der Sterblicheit
Zu seinen HimmelsSchaaren,
Er laß uns nur
Die Glaubens-Spur
In ienes Leben fahren.
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