[Des sehers wort ist wenigen gemeinsam]

[51] Des sehers wort ist wenigen gemeinsam:

Schon als die ersten kühnen wünsche kamen

In einem seltnen reiche ernst und einsam

Erfand er für die dinge eigne namen –


Die hier erdonnerten von ungeheuern

Befehlen oder lispelten wie bitten ·

Die wie Paktolen in rubinenfeuern

Und bald wie linde frühlingsbäche glitten ·


An deren kraft und klang er sich ergezte ·

Sie waren wenn er sich im höchsten schwunge

Der welt entfliehend unter träume sezte

Des tempels saitenspiel und heilge zunge.[52]


Nur sie – und nicht der sanften lehre lallen ·

Das mütterliche – hat er sich erlesen

Als er im rausch von mal und nachtigallen

Sann über erster sehnsucht fabelwesen ·


Als er zum lenker seiner lebensfrühe

Im beten rief ob die verheissung löge ..

Erflehend dass aus zagen busens mühe

Das denkbild sich zur sonne heben möge.

Quelle:
Stefan George: Das Jahr der Seele. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 4, Berlin 1928, S. 51-53.
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