Uber meines Jesu blutigen Lieb- und Schmerzen-Schweiß

[136] Mein auserwehltes Blut / ach mein Erlösungs-Safft!

wo sind ich Herz / wo Wort / zu lieben und zu loben

solch unerhörter Treu Herzschmerzlich hohe Proben /

wann mir vom Himmel nicht wird Preisungs-Krafft verschafft.

O Lieb'-Angst-heisser Schweiß / des Heiles Mark und Krafft /

durch Herz-geschmelzte Angst mit Schmerz heraus geschoben!

es solt Gott seinen Sohn ja haben überhoben!

viel fäster unser Heil / als sein Herz / in ihm hafft:

denn dieses wird zerschmelzt / und jenes mit erlanget.

Ein jedes Tröpflein ist ein Spiegel seiner Huld.

Die Göttlich Majestät aus dieser Blut-Angst pranget:

dieweil er nicht vergieng / ertragend' aller Schuld.

Ach Blut! komm mir zu gut / in meinem Seel-Abscheiden:

wollst auch / im Weltgericht / mich in dein Purpur kleiden!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 136-137.
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