Uber das Wort: Er ward ein Fluch am Holz

[147] Der Segen wird ein Fluch: auf daß der Fluch den Segen

vom Fluch erlangen kan: Gerechtigkeit zur Sünd:

auf daß Rechtfärtigung in ihr die Sünde find.

der Haubt-Gerechte / will die Schuld auf Vnschuld legen /

und die selbstschuldigen lossprechen auch dargegen.

Hier lieb' ein Zornes Feur / fürs liebste Herz entzünd.

die Erzempfindlichkeit sich selber überwind /

hasst ihren innern Zweck / der Feinde mit zupflegen.

Es senkt ins Schmerzen-Meer / der Freuden-Vrsprung sich.

des Wesens Quell und Ziel / die Selbstheit alles Lustes /

verstürzt sich / uns zu lieb / in Abgrund unsers wustes /

in Sünd-und Schmerzenhöll: so welt-verwunderlich.

Sein' Heiligkeit / wolt nicht des Drachen Rachen fliehen:

daß uns verschlungene sie könt aus solchem ziehen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 147-148.
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