Gänzliche Ergebung in Gottes Willen

[244] Ich überreiche dir das Zepter meines Willen:

Ach nimm es gnädig an / allweißer Herz-Regent!

gib / daß nach deinem es werd ewiglich gewendt.

Laß dessen Gierden-Flamm stäts nach der Höhe zielen.

Dein' unerforschte Weg' und seltnes Wunder spielen /

dein Raht / verderbt mir nichts / wann er mich schon verblendt:

durch Flüss' und Flammen durch / ungläublich er offt lendt /

nicht netzet noch verletzt / die ihm zur Lust gefielen.

Wer wolte nicht sein Schiff demselben gern vertrauen /

der mitten auf dem Meer kan sichern Hafen bauen /

ja dessen Wort den Port kan schaffen / wo es will.

Deß Odem / Wind nach Wunsch und angenehme Still

selbselbsten gibt und hat / wie kan mich der verleiten /

der nie kan aus sich selbst / als aus dem guten / schreiten?

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 244-245.
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