[26] G.P.H.
Von dem vierten Tag der Schöpfung der Liechter und Sternen.
Nach dem Ton des 91. Ps.: Wer in des Allerhöchsten Hut, usw.
1.
Eröffne dich, O blöder Mund,
Dem Herren Lob zu singen,
Der uns in dieser Morgenstund
Den Tag wird wieder bringen
Und seiner Sonnen güldnen Glantz
Lässt über uns aufgehen:
Ihr Lauf gleicht einem Himmelskrantz,
Der sich pflegt um zu drehen.
2.
Ach daß doch in dem Sonnenschein
Des Herren Nam vnd Ehre
Möcht deutlich eingeschrieben seyn
Dem Menschen Volck zur Lehre,
Ja daß ein jeder Sonnen Stral,
Beleuchtend alle Grentzen,
Das »Heilig, Heilig« ohne Zahl
Macht' in der Welt ergläntzen.
3.
Ich wünsche, daß auch bey der Nacht
In jedem Silber-Sterne
Des Höchsten Nam und seine Macht
Hellleuchtet' in die Ferne,
Ja daß der Mond mit nasser trifft
In jedem Tröpflein Regen
Beglaubte solche Himmelsschrifft
Und sein Lob' aller wegen.
4.
O Sonne der Gerechtigkeit,
Geh' auf in unsren Hertzen!
O Glantz deß Vatters Herrlichkeit,
O helle Himmelkertzen,
Erleucht uns mit dem Gnadenschein,
Der unsren Sinn erneue,
Daß uns deß Glaubens Frucht allein
Und nicht die Welt erfreue.
5.
Führ uns, O GOTT, den gantzen Tag
Auf dir beliebtem Pfade,
Daß wir ohn alle Seelen-Plag
Verspühren deine Gnade
Und deine Barmhertzigkeit
Erneu sich alle Morgen,
Auf daß wir leben allezeit
Gottselig ohne Sorgen!
Buchempfehlung
Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.
68 Seiten, 4.80 Euro