[133] C.

C.R.C.

C.


Christus Rex Crucis

C.

D.

C.D.K.D.C.

D.

C.


Christus Der König Des Creutzes


Christus des Creutzes König ist/

Nach dem genennet wird ein Christ/

Wie ihr mein' Kinder allzusamen

Auch seyt genant nach seinem Namen/

Vnd in der Tauff darauff getaufft/

Mit seinem teuren blut erkaufft;

Daß ihr ihm sollt seyn unterthan.

Darumb Caspar und Christian,

Auch Friedrich-Hermann, komm't heran/

Seyt willig/ Gott wird helffen dann.

Maria und Christina beid/

Macht euch zu folgen mit bereit.

Gehorchet ewer Mutter Rath/

Begebt euch auff den engen pfath.

Führet würdig im Christenthum/

Den Edlen Namen Gott zum ruhm;

Lebet alß Christen und Christinnen

Vnd folget nicht mehr ewern sinnen

In eigen will'n/ nutz/ lieb und Ehr/

Wie von euch ist geschehn bißher:

Sondern geht unserm König nach/

Ohn zorn und rach/ durch schimpff und schmach/[133]

In Lieb/ gedult/ zucht und demut:

So ihr das thut/ wird alles gut.

Gebet auff ewer sachen acht/

Betet und wacht bey tag und nacht.

Lasst euch von freund/ Mann/ Weib und Kindern

An ewern guten Lauff nicht hindern;

Ew'r eigen Leib und Leben hasst/

Nemet auff euch des Creutzes last;

Sie ist leicht dem/ der sich drinn übet/

Ja sueß dem/ der den König liebet/

Der für uns alle hat gestritten/

Vmb unsernt willen viel gelitten:

Darumb seyt willig unterthan/

Vnd stanthafft unter seiner Fahn/

Alß tapffer Helden in dem streit/

Beweiset ewer Mannlicheit

Wieder die drey haubt-feind zu kempffen/

Satan/ Welt/ eigen fleisch zu dempffen/

Goliat/ Saul und Absolon/

Wie uns die Schrifft fürbildet schon.

Leset sie fleißig mit bedacht/

Klaubt auß den kern/ gebt darauff acht/

Bleibet nicht an den schalen hangen/

Es ist ein bessers zu erlangen.

Ich sag' es euch in rechter trew/

Das alte ist ein bilt auffs new:

Was dort außwendig ist geschehn/

Das muß inwendig dir angehn:

Kehrt umb die augen/ seht einwertz/

Gebt acht auff ewer eigen hertz/

Da wohnt der Schalk/ da helt er hauß/

Seyt fleißig/ treibt denselben auß/

So werdet ihr noch hir auff Erden/

Freyherrn und Freyherrinnen werden.

In die Rustkammer Pauli geht/

Die bey seinen Ephesern steht.1[134]

Zieht an den harnisch/ nemt das Schwert/

Setzt auff den Helm/ thut was er lehrt/

Vnd seyt gestiefelt an den beinen/

Der rechten Krieger art lasst scheinen.

Trett frisch her an/ steht Mann bey Mann/

Greifft keck den Alten Adam an/

Der sich in euch täglich auffrichtt/

Wehrt tapffer euch/ schont seiner nicht/

Leidt und vertragt/ seyt unverzagt/

Bey ewerm Köning alles wagt/

Er ist ew'r schutz und Auffenthalt/

Wird helffen bald; drumb thut gewalt:

Fasst einen starcken helden muth/

Setzet daran leib/ gut und blut.

Gleich wie die Kriegs-leut in der Welt/

Nur umb vergänglich Ehr und gelt

Bey ihrem Haubtmann alles wagen/

Kein last ist ihnen schwer zu tragen/

Sie folgen willig an den orth/

Da Leib und Seel offt wird ermordt:

Solt dann nun nicht ein Christ viel mehr/

Zu erlangen die Ewig Ehr/

Von diesem Herrn sich lassen führen?

Ist doch bey ihm nichts zu verliehren/

Er gibt die allerbeste beut/

Ewig Reichtumb und Herzlichkeit/

Dazu ihr seyt geladen heut/

Nemet in acht die Gnaden zeit/

Vnd machet euch darin bereit.

Zu lohn ein Cron und Ehrenkleit/

Auch Ewigwehrend freud ohn leit

Werdt ihr empfangen nach dem streit.

Dafur sey Gott beid nah' und weit

Gelobt und hoch gebenedeit/

Von Ewigkeit zu Ewigkeit.


Amen.
[135]

Christi Gülden Cron/

Vnd das Ehrenkleit/

Empfanget zu lohn/

In der Herzlichkeit/

Der in dieser zeit/

Vberwindt im streit.


M.

K.

S.

I.

M.K.S.I.G.I.S.K.M.

I.

S.

K.

M.


Meine Kinder Seyt Im Geist Immer Starck/

Kämpffet Männlich/


Das rathe ich ewere getrewe Mutter


Anna Ovena Hoyers.

H.

F.

I.

H.F.I.H.I.F.H.

I.

F.

H.


Habt Freud Im Herrn

Ihr Fromme Hertzen:

Er lindert gern

All ewer schmertzen;

Will verkehrn/

In frölich schertzen.

Fußnoten

1 Cap. 6. v. 11.


Quelle:
Anna Ovena Hoyers: Geistliche und Weltliche Poemata, Amsteldam[!] 1650, S. 133-136.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche und Weltliche Poemata
Geistliche und Weltliche Poemata (Deutsche Neudrucke)

Buchempfehlung

Klingemann, August

Die Nachtwachen des Bonaventura

Die Nachtwachen des Bonaventura

Erst 1987 belegte eine in Amsterdam gefundene Handschrift Klingemann als Autor dieses vielbeachteten und hochgeschätzten Textes. In sechzehn Nachtwachen erlebt »Kreuzgang«, der als Findelkind in einem solchen gefunden und seither so genannt wird, die »absolute Verworrenheit« der Menschen und erkennt: »Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.«

94 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon