Viertes Kapitel
Blätter aus dem Tagebuche eines Bedienten

[260] Auch Karl Buttervogel führte ein Tagebuch. Da er sich viel in der Welt umhergetrieben und bei hundert Herrschaften gedient hatte, so war es ihm zur Gewohnheit geworden, kleine kurze Notizen in seine Brieftasche einzutragen, die sich denn dort vermischt mit Anzeichnungen seiner Auslagen fanden. Die Brieftasche hatte Decken von ehemals rotem Schafsleder. Denn ihre Farbe war durch die rauhe Faust der Zeit allgemach ausgetilgt worden; sie sahen jetzt fast aschgräulich aus. Vier Blätter gelben, oftbenutzten Pergamentes, auf welchem der Bleistift kaum noch eine Spur nach sich lassen wollte, waren eingeheftet; die Seitentasche enthielt eine gemalte Blume, mit einem Reime darunter, einen kleinen immerwährenden Kalender und einen Kamm.

Dieses ehrwürdige Altertum schloß folgende Herzensergießungen Karlos' des Schmetterlings in sich:[260]

Quelle:
Karl Immermann: Werke. Herausgegeben von Benno von Wiese, Band 3, Frankfurt a.M., Wiesbaden 1971–1977, S. 260-261.
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