145.

Die Welt-Freundschafft

[657] Ich wil nicht Damon seyn; die Welt darff auch nicht werden

Mein Pythias; wir sind von zweyerley Geberden:

Mein Sinn steht auffgericht; die Welt geht krumm gebückt.

Mein Sinn ist ungefärbt; die Welt ist glat geschmückt.

Mein Mund hat eine Zung; ich kan nicht warmes hauchen

Und kaltes auch zumal; die Welt pflegt Ja zu brauchen

Wie Nein und Nein wie Ja; dann ihre Zunge bricht

Die schöne zwischen Mund und Hertz gepflogene Pflicht.

Quelle:
Friedrich von Logau: Sämmtliche Sinngedichte, Tübingen 1872, S. 657-658.
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Die tapfere Wahrheit. Sinngedichte. Insel-Bücherei Nr. 614
Sinngedichte / Von Logau, Friedrich (German Edition)