Innhalt

Des Fünfften Buches.

[731] Agrippine / Thußnelde / Erdmuth und ander Frauenzimmer kommen beym Schwalbacher-Sauerbrunnen zusa en. Ein Barder beschreibt selbten. Ariovist der Alemänner Hertzog ko t dahin. Sie ziehen in den denen Barden zum Heiligthume erkieseten Garten. Ein Barde lehret aus Garten-Gewächsen die gantze Herrschens-Kunst. Als Ariovist seinen Edelknaben Ehrenfried bey den Barden einweihen lassen wil /wird Ehrenfried für den Sohn / Zirolane für die Tochter des Gothanischen Hertzog Gottwalds und Hedwigens der Bojischen Princeßin / der Barde aber für den Hertzog Gottwald erkennet; worüber dieser für Freuden stirbt. Weil Zirolane den Ehrenfried inbrünstig umbarmet und küsset / wird Rhemetalces aus Irrthum eyversichtig und reitet im Zorne davon. Weil nun Siegesmund dis gegen ihn anthet / gerathen sie in scharffes Gefechte / darinnen Siegemund hefftig verwundet /aber von Barden geheilet wird. Dehnhof ein ander Barde erzehlet; wie Gottwald nach der vom Marbod erlittenen Niederlage der Bojen und König Critasirs Auszuge mit seiner Gemahlin[731] Hedwig über das Sudetische Gebürge gezogen / mit dem Hertzog der Marsinger und seiner Gemahlin Mechtildis / wie auch mit Reinharden der Burier Hertzoge Freundschafft gemacht; wie Hedwig / und ein paar Tage darnach Mechtildis eine Tochter gebohren / eine davon aber in der Oder / als sie vom Priester abgewaschen wurden /ertruncken / die andere vom Volcke heraus gerissen und errettet worden sey / wie bey der Ungewißheit /welche lebend blieben / Hedwig und Mechtildis mit einander in Streit gerathen / für Gerichte kommen /sie sich aber mit einander verglichen hätten / sie beyde für ihre Tochter zu halten; wie selbte am Marsingischen Hofe unter Zirolanens Nahmen blieben /weil nach überrumpelten Semnonern / erschreckten Marsingern / überwundenen Lygiern Marbod wider den Gottwald / welchen die Gothonen und Estier wider seine Schwester Marmeline zum Hertzoge aufnahmen / auf Anstifftung Marmelinens / in die er sich verliebt einen mächtigen Krieg angefangen / ihn bey der Weichsel geschlagen / und Godanium erobert /aus welchem sich Döhnhof mit der Fürstin Hedwig und ihrem neugebohrnen Sohne geflüchtet; in Godonium aber Gottwald erschlagen seyn solte; allwo ihm Marbod / wie auch Radziviln ein Grabmahl aufgerichtet / und mit Marmelinen Beylager gehalten habe. Döhnhof und die Hedwig kommen in die Festung Pillau / welche aber stürmender Hand übergeht / und Hedwig im Sturme ritterlich fechtende erschlagen wird. Döhnhof bringet gleichwol Gottwalds Sohn auf die Insel Glassaria davon / errettet den daselbst scheuternden Hertzog Gottwald; wird aber von dem dahin kommenden Marbod in der Gestalt eines Agstein-Fischers mit nach Gedanium genommen / allwo dem Marbod und Marmeline viel Ehrenmahle / und insonderheit zwey von Deutschlande und der Ehre gekrönte Agsteinerne Bilder aufgerichtet werden. Der Fürstl. Personen Abend-Mahlzeit in dem Garten der Barden. Des Hertzog Gotthards Begräbnüs und Grabe-Schrifft. Döhnhof erzehlet seine Reise mit dem Ritter Ahlefeld von Godanium / welche an der Svianischen Kiste stranden / von dar zum neunjährigen Feyer nach Upsal reisen. Allwo in dem güldenen Tempel Hertzog Gottwald geopffert werden soll / aber wunderlich errettet wird. Dieser zeucht mit dem Svianischen Könige Erich wider die Norweger / welche sich wider seinen Bruder den König Roller aufgelehnet haben. Der Cimbern König Frotho verlieret wider sie seine Kriegs-Flotte / rettet sich zwar aufs Land / zeucht aber greulich den kürtzern. Endlich kommt ihm König Erich und Roller zu Hülffe. Torismund der neu aufgeworffene König erlegt den Roller /Erich den Torismund / und Hertzog Gottwald des Torismunds Feldherrn Harald. Hierauf folgt der Nordmänner völlige Niederlage. Die Finn-Märcker und Biarmier entfliehen / nach dem aber Erich und Frotho das Reich Norwegen getheilet / werden sie vom Fechter Argrim bekrieget / und vermählet ihm Frotho seine Tochter Osura. Döhnhof kommt an Cimbrischen Hof / findet daselbst den Hertzog Gottwald / welcher nach vergebens verhoffter Hülffe davon zeucht. Sie länden zu Treva an / ziehen durch Deutschland gegen Bojodun / ihnen wird aber im Gabretischen Walde der junge Gottwald mit Gewalt genommen. Sie kommen zu Cisara oder Augusta der Vindelicher an / und reisen mit dem Könige Critasir nach Bojodun / allwo aber Hertzog Gottwald nicht ruhen kan / sondern seinen Sohn im Gabretischen Walde vergebens suchet. Endlich kommen sie ins Taunische Gebürge in[732] Garten der Bardẽ / werden daselbst Bardẽ und Gottwald endlich oberster Priester. Hertzog Ariovist erzählet / daß Eudämon ein Griechischer Artzt die Fürstin Vocione durch ein Bad aus Menschẽ Blut / und folgends durch Einzöpfung ihres Blutes heilen wollen / viel Knaben und darunter auch den jungen Gottwald habe raubẽ lassen. Weil aber Vocione diese Cur verschmähet /wären alle Knaben loßgelassen / der junge Gottwald nach Cisaris geschickt / und / weil alldar seine Verlierer nicht zu finden gewest / an Vocionens und folgends an Ariovistens Hof genommen und wol erzogen worden. Sie ziehen alle wieder nach Schwalbach. Agrippina nach Meyntz / der Cheruskische und Cattische Hof nach Mattium / und mit diesen auch Ariovist / welcher daselbst den jungen Gottwald Fürstlich ausstaffieret / und Zirolanen seine Liebe eröffnet / welche / ob zwar alle und sonderlich Thußnelda dazu helffen / doch ihren Rhemetalces nicht lassen wil. Siegesmund wird wegen Thußneldens für Ariovisten gethane Hülffe ungeduldig / und reiset zum Segesthes /Ariovist aber voller Hofnung noch nach Hause. Adgandester grämet sich hierüber / macht / daß Germanicus und Marbod durch Gesandten Ariovisten Zirolanens Heyrath widerrathen / stiftet zwischen den Römern / dem Hertzoge Melo und Ganasch wider die Cherusker und Catten ein Bündnüs / und bringt zuwege / daß Melo die Stadt der Ubier dem Cäcina / Ganasch das Eyland Burhanis und den einen Einfluß der Ems einer Legion Römer einräumt. Worauf denn auf Adgandesters Einschlag Germanicus über den Rhein eine Brücke und am Meyne eine neue Festung zu bauen anfängt; der Römische Priester zu Meyntz auch ein Theil der Catten zu den Opffern und Spielen nach Meyntz zu dem Jupitern und dem August gebauten Tempel erfordert. Ob nun wol beydes der Feldherr und Hertzog Arpus durch den Grafen von Teckelnburg und Hohenstein hintertreiben wollen / können sie doch nichts erhalten / bis für dem Abschiede /weil Germanicus ins geheim durch einen ankommenden Freygelassenen des Käysers August Tod erfähret; welcher durch Liviens Gifft gestorben / und Tiberius ans Brett kommen war / nach Erzehlung eines Batavischen Edelmannes.

Quelle:
Daniel Caspar von Lohenstein: Großmütiger Feldherr Arminius, Zweyter Theil, Leipzig 1690, S. 731-733.
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