Auf Herrn Reinhold von Möllen christliche leichbegängnis

[117] Wer seelig sterben wil/ der muß auch seelig leben

Wer seelig leben wil/ der dencke stets an'n tod

Wer stets an'n tod gedenckt/ dem wird die todes-noth

Wol nicht zum tode seyn. Wol sterben kömmt vom streben/

Nach der vnsterblichkeit/ vnd macht das sterben eben

Als eine lebens-thür. So wird das Charons-booth

Zum himmelischen port. das lebendige brodt

Das vns der himmel gab/ wird so das leben geben.

Dis nam gar wol in acht/ dem wir zu seiner ruh'

Itzt geben das geleit'/ vnd vberdis dazu

Ein zeugnis/ welches jhm sein name hat gegeben

Vnd auch die that nicht nam: Er war dem reinen hold.

Des Herren reinigkeit ist sein genaden-sold.

Drumb starb er nur dem tod'/ vnd lebt nu seinem leben.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 117.
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