Rübezahl agiret einen Lautenisten.

[283] Es hat sich / Anno 1642. begeben / daß ein Studiosus Quasimodogenitus lustes halben über das Riesen-Gebirge hat reisen und gehen wollen: Unterwegs aber / hat er / damit er die Zeit verkürtzete / mit Fleiß die Laute zur Hand genommen / und eines und das andere Buhl-Liedgen (seiner verlassenen Kammer-Kätzgen zugefallen) drauff gespielet oder geschlagen /[283] und ist in solchen guten Gedancken eine ziemliche Weile fortgegangen. Was geschicht aber? In dem er so einsam fortschleichet / da kömpt ihm der Rübezahl in gestalt eines andern Studenten entgegen: Und bittet ihn / daß er doch die Laute ein wenig übergebe er solte auch hören / was seine Music vermögte. Hierauff giebt voriger Student dem unerkandten Rübezahl das Instrument über. Der Rübezahl in gegen spielet anfänglich gar lieblich und anmuthig: Doch wie sie im gehen zu einen an den Wege stehenden Baume nahe / da lässet er seine Stückgen sehen / in dem er mit sampt der Laute in geschwinder Eyl / more Empusæ / sich auff solchen Baum schwinget / und zugleich im Spielen zwar fortfähret / doch unverschämpte Lieder anstimmet: worüber der arme Studente nicht allein[284] erschrocken / betrübet / sondern auch bald in Zorn ist erhitzt geworden / und dem Rübezahl alle Schlappermänt an Hals gewünschet / sagende; er solle ihm die Laute wieder herunter geben / oder er wolle anders mit ihme spielen. Darauff soll der Rübezahl die begehrte Laute herunter geworffen / und darneben einen greulichen Knall mit angefüget / welcher vorgekommen / als wenn die Laute in tausend Stücken zerfiele / da sie doch wie der Studente zugesehen / ist unversehrt befunden worden. Hier hat es also geheissen mit dē bestürtzten Studenten.


Grata superveniet, quæ non sperabitur, hora.


Es ist aber alsobald bey dieser Begebnüsse der schnackische Rübezahl[285] verschwunden: Und der Studente hat lernen bescheidener reisen: Da er hernach für ein Buhlen-Lied / einen Christlichen Gesang hat begonnen auff seiner Laute zuschlagen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 283-286.
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