Rübezahl ist ein Jägermeister.

[134] Es sollen die nahe anliegende Oerter gar offt bey nächtlichen Zeiten hören / daß gleichsam ein Jäger auff dem Berge jage / da mann denn eine eigendliche Stimme / Gethöne / oder Hornblasen / und Geräusche von wilden Thieren / wie recht / vernehmen soll. Hievon aber halten die Anwohner / daß es ein besonderer nächtlicher Geist sey / davon[134] sie sagen / daß der Nachtjäger jage: Ja es ist dieses Geschrey auch unter den Kindern erschrecklich: Aber welche sich gar bald schweigen lassen / wenn man ihnen zurüfft: Sey stille hörestu nicht / daß der Nachtjäger jage? Welches der Kinder Bedräuung bey den Römern ähnlich; da sie sprachen. Hannibal ad portas! wie man bey den Teutschen soll gesaget haben: Schweig / oder der Truyd kömt / Item / dat di de dröse hole: Item / in der alten Marck bey meinen Landsleuten: Halt die Schnautze / oder die Rockenmutter (Roggenmöhne) kömpt mit ihren schwartzen langen Hitzen / und schleppet dich mit hinweg. Item anderswo / schweig /oder der Popantz kompt. Item der Knecht Ruprecht wil dich in den Sack stecken. etc. Auff diese Art bedräuen die Schlesier ihre muthwillige Pantzschen mit dem Nachtjäger: Da ich denn vermeine / daß es vielleichte des Rübezahls sein Gespenste seyn möge. Mercke ferner / daß[135] die Leute des gedachten Ortes weiter vorgeben / wie daß solcher Jäger die Rüttelweiber jage. Sie sagen aber noch ferner / daß die Rüttelweiber gleichsam Satyræ, oder kleine Weiblein mit Mooß bekleidet seyn sollen / welche ohn unterlaß verfolget / und von dem Jäger sollen geängstiget werden: Ohne unterlaß sage ich / es sey denn / daß sie an einen Stamm eines abgehauenen Baumes gerathen /da sie drauff ruhen sollen. Doch vermag er nicht ein iedweder Stamm zu seyn / sondern nur solcher / darzu iener Höltzer oder Abhauer / GOTT waels (nach der Schlesischen Mundart / das ist / GOtt walte es:) gesprochen: Solte er aber gesaget haben / wie er die Art an den Baum zum ersten mal geleget / walts GOtt /also / daß er das Wort GOtt hinden gesetzt hette / so sol der Stamm nicht kräfftig seyn / daß einer gleichen verfolgetes Wäldweibigen ruhen / und Friede finden könne / sondern müste ohn unterlaß fliehen /[136] und ihren stetigen Jägermeister herhalten. Dieses sey nun wie ihm wolle / so erlernet man doch gleichwol draus / wie nemlich die alten so religios und Gottfürchtig gewesen seyn / daß sie auch Gottes Namen (absqve respectu perrurbati ordinis phrasiologici) vor alle andere Wörter gesetzet haben / und mit den Heyden es haben heissen halte: A Jove principium Musæ, jovis omnia plena. Item à Diis imortalibus sunt nobis agendi capienda primordia. Was haben die Calvinisten für einen locum communem, oder Nutzen hieraus zu nehmen? Respondeo; daß wir Lutheraner nicht unrecht beten Vater unser. Und auff solchen Schlag gedencken wir auch dermaleins eine ewige Ruhe zu erlangen / da hingegen die Kalbsköpffe /welche lieb unser Vater beten wollen / eine unendliche Unruhe zu erwarten haben / da sie der höllische Jägermeister immer treiben / und der Gewissens Wurm ohne auffhören nagen[137] wird. Doch gnug hievon: Ich komme wieder auff die Stimme eines Ruffers in der Wüsten (Wie denn der Teuffel solchen Titul gleichsam von dem ersten Täuffer ihme zumasset /) Nemlich auff den Nachtjäger / und spreche noch einmal / daß solcher der Rübezahl sey: Welches auch sein Name auff folgende Art mit sich bringet.


Ripezagel.Riepezagel.

ἀναγρ.ἀναγρ.

Jägerpeltz.Jägerpletze.

Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 134-138.
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