Rübezahl bildet einem Esels-Ohren ein.

[212] Vor 11. Jahren soll ein Häscher aus Schmiedeberg dem Rübezahl verunglimpfet / unn ihn übel nachgeredet habē:[212] drauff soll es sich erzeiget han / daß der Galgenschwengel einmahl auffs Gebürge gekommen; da ihn der Rübezahl ertappet / und seine unnütze Schnautze also eingetrieben hat. Nemlich er soll ihn gefraget haben; ob er von Rübezahl nicht was gehöret hätte; drauff soll der Rübezahl den eilfertigen gribhominem bey der Cartause gebriegt haben / sagende; halt Bruder: Hastu keine Ohren / ich will dir ein paar Horchlöcher machen; daß du es dein Lebtage nicht vergessen sollst. Und hie mit soll er mit ihm verfahren seyn / wie der Apollo mit den Poeten / (vellit aurem cynthius: secundum Virgilium,) nemlich er hat ihn dermassen zuzwacket: daß der ärger / als neulich der allhier zu Leipzig außgestrichener Juda geschryen / und ach und Weh geruffen; biß sich endlich der Rübezahl des Viehes erbarmet / und den Henckersknecht hat lauffen lassen. Und wiewohl dieser gedemütigter keine[213] Veränderungen eigentlich an seinen Ohren verspüret; so ist er doch andern Leuten sein Lebelang nicht anders fürgekommen; als wie er ein paar ungeheure Horchtauben hätte / als aller Hasen Großmutter / und ist auch auff diese Weise unauffhörlich damit gedrillet worden biß daß er sich auff allerhand Mittler bēsonnen / damit er das Midas Werck verdecken und unkentlich machen möchte: Aber es hat nichts darwieder wollen helffen; ob er gleich noch so eine grosse Parüche gebrauchet / einen breiten Hahnreys Hut zugeleget / oder sich sonsten umbhüllet gehabt: So sind doch die beyden Ohren über allemasse auff beyden Seiten / über halb Ellens lang heraus gestanden / oder männiglich vorgekommen; daß es unmüglich gewesen / sich dafür zu verbergen. Doch ist endlich vermercket worden / daß sich das Ding verlohren; wenn er seine eiserne Sturmhaube auffgesetzet / und darneben den Heschers[214] Flegel auff die Schulter genommen / Welches er denn täglich ja stündlich gethan / und sich in erklärter Positur immer wie ein gewapneter Stutzers Monsier hat sehen lassen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 212-215.
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