Rübezahl wältzet sich vom Berge herunter.

[157] Mit Verwunderung hatte er es gesehen / sagte mir ein Roßtäuscher / daß sich[157] etwas wie ein Mensche / vom hohen Berge in den tieffesten Grund herunter / in Form eines Pflugrades / gewältzet habe: Und darnach drauff verschwunden seyn. Was kan dieses Spectackel anders gewesen seyn / als der leibhaffte Rübezahl /welchen es die Pferde Jungen hin und wieder auff den Dörffern komme / Item die Seyl-Täntzer / hernach abgeborget haben / oder er von sie / daß sie das Haupt zwischen die Beine stecken / und sich immer wie eine Boßkugel über Hals über Kopff fort bewegen: Welches / wenn es ein Thüringer seyn solte / leichtlich für eine Pretzel auffnehme / und immer zum Halse hinein frässe / weil sie sonsten ohne das schon ein Pflugrad für eine Kringel sollen verschlucket haben. Doch sey dem wie ihm wolle / ich kan es für keine gewisse Warheit ausgeben / sintemal ich mit meinen Kindern nit darbey gewesen bin: Doch muß ich dieses dennoch muthmassen / daß solcher Pretzel-Fraß / im Falle er hie zu Leipzig geschehen / müsse nach[158] Ostern / oder vor Fastnachten geschehen seyn / da einer vielleicht kan lüstern geworden seyn / und aus Mangel eines bessern / dem Pfluge das Rad beraubet / und es immer für eine Pretzel hinter geschlucket haben.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 157-159.
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