Rübezahl begehet einen wunderbarlichen Kauffschlag.

[190] Hans Alberwitz von Zickelnhausen / ohngefehr dritthalb Meilen von Tripstrill bürdig / doch nicht / da die Pfütze über die Weyde henget / sondern der Stiel über die Krabatzschen / wuste mir folgende Relation zu thun: Als daß er bey der[190] Schnee-Kippe von einem Jubelierer selber gehöret hette / wie der Rübezahl einsmahls in Gestalt eines Juden zu ihm gekommen were /hette ihme wunderseltzame Edelsteine præsentiret, die er umb Geldes Mangel nicht gekaufft hette / wenn sie nicht sehr wohlfeil gewesen weren / derentwegen er sie nicht nur alleine behalten / und sein schönstes /und in die Banck gelegtes Geld darfür hervor gesucht und bezahlet hette. Nun war es drauff in einer halben Stunde geschehen / daß eine fürnehme Person vom Adel durch einen wiedrigen Weg zu den Jubelierer zu Pferde gekommen / und etliche silberne Becher und güldene Ringe begehret / die er ihm auch gelieffert gehabt: Aber die Bezahlung dafür war seine vorige Müntze gewesen / die er dem Juden außgezahlet: Derentwegen er denn bewogen worden / den Cavallier freundlich zufragen / wie er zu diesem Gelde gerathe? Darauff ihme die Antwort geworden; Er solte sich unbekümmert lassen / weil er seine richtige[191] Zahlung al hier dran hette. Was wolt der Goldschmied machen? Indeme ihme nichts dran abgieng / sondern vielmehr frohe konte seyn / weil er seinen Geld-Schatz unverhofft wieder zu besitzen bekam: Derentwegen nahm er die köstlichen Rosinobel und Thaler / und setzet sie wieder in die Kante / biß über acht Tage / da er seinen Mammon zu besuchen / bereit gewesen / aber da waren die uorigen Sorten, und Gepräge an der Müntze weg gewesen / und hatte andere schlechtere Baarschafft dafür angetroffen: Welches ihn höchlich zur Verwunderung gebracht. Indem er aber mit solchen Gryllen schwanger gehet / so war eben eine Gräffliche Person gekommen / hätte allerhand Kleinodien begehret / die er auch fürgeleget hat: Zur Bezahlung aber war ihm wiederumb sein vermissetes Geld auf den Tisch geleget worden / darüber er in Bestürtzung gerathen / doch abermahl nichts sagen dürffen / weil er gar wohl gesehen / daß der Rübezahl mit im Spiel[192] müste seyn / der ihm bey der Nase / doch ohne Verfortheilung / herumb führete.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 190-193.
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