Rübezahl schencket einem Kerl einen hurtigen Stab.

[195] Ein guter ehrlicher Mann sol einsmals eine Bestia und dickheutigen Balck zum Weibe gehabt haben / damit er durchaus nicht können zu rechte kommen / oder sie besser machen: ungeachtet / ob er sie gleich wie ein Tantz-Pferd herumbgeprügelt / und wie ein Stembshorn schuriegelt hat; so hat es doch nichts wollen helffen; sondern ist übel immer ärger geworden. Drauff er denn sol nach den Rübezahl gespatzieret seyn / und umb eine Weiber-Wurtzel gebethen haben: Doch welche dergleichen Krafft hette / daß wenn[195] er sie damit berührete / sie ihme Folge leistete. Hierauff hatte der Rübezahl eine lange Wurtzel aus der Erden hervor gezogen / welche einem Stabe oder Krabatschen nicht unähnlich gesehen: Weiter hat er diese dem bedürfftigen Manne gegeben; darneben berichtende / er sol seine Frau nur wacker starck damit anrühren: Sie werde gerne folgen / wohin er sie nur haben wolle. Wolan / der erfreuete Kerls nimt das Geschencke verlieb / gehet damit zu seiner trotzigten Frauen ins Hauß; welche ihn den flugs anfähret / wie die Sau den Bettelsack. Hierauff aber kriegt der Mann sein Nolim tangere hervor / und rühret sie gewaltsamb an allen Orth und Enden des Leibes an / daß sie Ach und Weh geschrieen: Darneben es aber geschehen / wenn der Mann zwischen die Schläge gefraget; ob sie ihme nun folgen wolte? So war allezeit ein Ducate aus dem Stocke heraus gefallen; welchen dz Weib aber nur gesehen und zu sich unvermerckt hat auffnehmen können; derentwegen[196] sie aber ihrem Manne nit schmeidiger / sondern boßhafftiger geworden; ihn immer veranlasset / daß er mit der virgula divina oder aurea und Wüntschel-Ruthen sie mehrmahls möchte berühren: Darbey sie denn ohn unterlaß geschrieen; ich wil nicht: Doch hat sie sich nur dieser Wörter darum gebrauchet; damit sie dem Manne dergleichen mehr Wörter möchte herauslocken / und er sprechen müste; Weib wilt du folgen? Alldieweil sie vermercket / daß es bey solcher Stimme lauter Ducaten für sie geregnet; darnach sie immer mehr Beliebung gekriegt / und des Goldes nicht hat können sat werden; ungeachtet / ob sie schon greulich drüber war zu quetschet worden /ja endlich gar / nach Verlauffung eines Jahres Fristes (drinnen sie alle Tage sich einmahl oder vier hatte herdurch pritschen lassen; nur umb des Gewinstes willen /) für Schmertzen gestorben: Da denn der Mann erstlich hinder seinen Schatz gekommen / nach dem die alte Katze war todt gewesen.[197] Sehet / ihr lieben Raspel Kinder; was es für Nutzen hat / wenn man die storrichten Weiber abkobert / und abdreschet /und ihnen den Kober mit den Keulen anhänget! Traun / der vorige Mann mag leichte einen Kober voll Ducaten erhalten haben. O schmeisset immer drauff / ehe das Holtz vergehet / nutzets nichts mehr; so bekommet ihr doch dermaleins eine feine dicke Haut / von euren ungearthen Balg abzuziehen: davon ihr ein Koller / und ein paar knöcherne Hosen könnet zimmern lassen: Nun / so schmeisset immer zu; der Rübezahl wil Spißruthen zutragen: Gerber immer drauff / auff die toll und thörichten Mutzen damit das Fell sein starck und mürbe werde; und sich desto eher vom Rumpffe lasse herunterziehen; vielleicht werdet ihr Dreckaten drunter finden; welche über euere angewandte Schläge in ihre Haut gefahren. Schlaget daß ihr sat krieget: Ich bin gleich müde drüber geworden.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 195-198.
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