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Aber gnug von dē Personē. Nun fraget sichs weiter /(2.)66 was dann auß dieser Unzucht erwachse? Ob eine rechtmässige od' falsche Geburt darauf erfolge? was daß Erste anlāgt so bejahet solches Hildebrand /wann er schreibet: Lästerlich werdē auch etliche zu Hexē Weibs-unn Mannsbilder auß fleischlichen Muthwillen / beweget daß[359] sie den Teuffel zur Buhlschafft haben / Alt und Jung / wie Augustin. de Civit. Dei lib. 3. c. 2. lib. 5. c. 23. von diesem Greuel redet: Dasselbe treibet der Teuffel mit ihnen / nimbt an sich einen Elementarischen Leib / nicht umb Lusts willen / sondern daß er die Natur der Menschen verletze an Leib und Seel. Mag auch die Gemüther deren Menschen darzu durch seine Lustigkeit bewegen / hindern und zulassen / nachdem der Gegenfal verhanden ist. Zerstöret dadurch natürliche Liebe / so die Weiber zu ihren Männern haben sollen / machet Uneinigkeit unter ihnen. Und ob das Weib gleichwol keinen Mann / noch findet sie einen andern / hat jenes keine Gnad. Nun ist die Art dieser Wercke / wie dann dasselbe Corpus vermag / an ihm selbst nicht Natürlich / gebähret nichts / dann er hat keinen Saamen. Das ist aber wahr / daß der Incubus etwann mit ihm bringet natürliche Spermata, Saamen / die schändlich durch die weichen Mollicier vergossen werden / mag die in ihrer Natur behalten / biß zu der Zeit so ihme zu gebrauchen bequemlich ist. Dann es begiebet sich offt / daß er die Unholden schwanger macht / und durch das Kinder gebähret. Solches Kind leget offt der Incubus andern Leuten in die Wiegen für ihr Kind / welches er stielet und hinweg träget. Daher die Kinder Campsiones, Wechsel-Kinder67 genennet werden / als Guilielmus Parisiensis de universo[360] parte ult. saget: Diese Kinder sind ungestalt / haben grosse Bäuche / kleine Glieder / grosse Köpff / Teuffels Gliedmassen haben sie / und fünff Frauen sind nicht gnug eines zu säugen und zu nehren. Ja auch betrieget der Teuffel Incubus offt Jungfern / so keinen Mann nie erkant / macht sie schwanger / als in den Historia von Merlino geschrieben / der von einer Kloster-Jungfer / so eingeschlossen / ohne alle Mann / gebohren ist. Wie in Hartmanno Schedel Ætate 6. in vita ejus: Item Nauclero vol. 2. Genes. 15. beschrieben ist.68

Was das Letzte betrifft / behauptet solches Pomarius,69 wann er schreibet dieses Inhalts: Eben dasselbe ist auch zu urtheilen von der Teuffel Kinder-Zeugung. Daß die Teuffel zwar warhafftig mit den Hexen in angenommenen Leibern zu thun haben / kan man wol zugeben / aber die Geburt ist falsch und Augen-Betrug. Dann ein sterbliches und unsterbliches / ein leibliches und unleibliches / ein fühlendes und lebloses können mitnichten in solchem Fal zusammen kommen / und gefüget werden: (nec naturis planè incompatibilibus ea copula intercedere, ex qua perfectum aliquod & completum Ens oriatur.) Weiters haben die unsaubern Geister auch keinen rechten Saamen zum Kinderzeugen / und könnens auch anders, wo auß Muthwillen / oder da es einem im[361] Schlaff entginge / nicht entführen / und also in der Unholden Leiber wie lebhafft impartiren. Weil solcher geraubeter Saame seine Geisterlein / welche der Fruchtbarkeit Urheber sind / in der freyen kalten Lufft verleuret; Ja was noch mehr ist / so kan der gar nichts zeugen / welcher den Saamē anders wohin entwendet / sondern der / so ihn von sich lässet. Hierzu kömt / daß das Zeuge-Glied / welches die bösen Geister eine weile anders woher an sich genommen / gäntzlich kalt gewesen ist / nach Außsag aller Hexen / und dannenhero zu zeugen untüglich: Auch auß solcher verfluchten Zusammenkunfft gar kein rechtmässiges Kind zuwege bringen mögen / sondern nur eine Geburt den Würmen oder Raupen gleich herfür geben / welche sie Elben70 oder böse Dinger heissen: Mit welchen die Unholden hernachmals den Menschen Schaden zufügen / indem sie solche durch ihre Zauberungen können den Leuten in die Beine / Arme / und andere Gliedmassen deß Leibs hinein lassen. Also lieset man hin und wieder in den Urtheilen der Herrn Scabinen oder deß Schöppenstuhls zu Leipzig / so von Benedict Carpzovio zusammen getragen in praxi Criminali part. 1. quæst. 50. num. 66. wo selbst dieses zu befinden / in Sentent. XXI. »Wann sie mit ihrem Buhlen zuschaffen gehabt / hatte weisse Elben unn derselben allezeit Zehen bekommen / so gelebet / spitzige Schnäbel / und schwarze[362] Köpffe gehabt / und wie die jungen Raupen hin und wieder gekrochen /welche sie zu zaubern gebraucht / ihr Buhl auch / ehe sie gebuhlet / etliche gebracht.« Sent. XXIII. »Ein Mann im grauem Bart und blau bekleidet / hette keine Füß / sondern nur Hunds-Klauen und viel Federbüsche auffgehabt / er hette ein eißkalt Ding gehabt /welches doch nicht sonderlich groß gewesen / darauff sie nach verrichtetem Werck / alle Viertel Jahr ein paar Elben gezeuget / welche eines Fingers lang gewesen / und gantz bund streiffig außgesehen / wie die Raupen.« Sent. XXIV. Sie hette mit ihrem Buhlen böse Dinger oder Elben erzeuget / die sie in ein Töpfflein gesetzet / und ihnen Brod zu essen gegeben / theils auch ins Wasser geworffen / wann sie aber solche einem Menschen zugebracht oder abgetrieben / hette sie gesagt: Hin in aller hundert Teuffel Namen. Sent. XXVI. Es hette der Teuffel Bären-Klauen am lincken Bein / und einen grossen Hoffmannischen Rock / auch Federn auff dem Hute gehabt / seine Natur und alles an ihm were gar kalt gewesen / nach solcher Vermischung weren die Elben von ihr kommen / so wie schwartze und graue Fliegen außgesehen. Sent. XXIX. »Wann er sich mit ihr vermischt /were es nit anders gewesen / als wann er ein kalt Hörnichen darzu gebrauchet / sie hette zwey Kinder von ihm gezeuget / die wie[363] der böse Volant gestalt gewesen / were aber kein Leben noch Menschliche Gestalt an ihnen zu spüren gewest / derowegen sie dieselben in das Wasser geworffen«. Sent. XXXI. es were wann sie sich mit ihm vermischt / das Thun gar kalt gewesen. Sent. XXXIV. Es hette sie zwar gedaucht / als wann ihr Mann bey ihr gelegen / und mit ihr zu thun gehabt / jedoch aber were ihr Buhle gantz kalt gewesen. Sent. XXXV. Seine Scham oder Glied sey hart und kalt gewesen / und habe von ihme nach vier Wochen fünff paar böse Dinger gezeuget / und gebohren / weren wie weisse Würme gewesen / und hetten schwartze Köpff gehabt / und habe sie der Hirtischen Margarethen in das lincke Bein gebracht / und gezaubert / durch nachfolgenden Spruch: Im Thume stehet die Rosen-Blume / sie ist weder braun noch fahl / so müssen die Huffdinger zersteuben und zerfahren / und kommen der Hirtischen Margarethen in deß Teuffels Namen an. GOtt gebe denen Menschen einen bessern Sinn / er schelte den Satan / und trette ihn mit seinen Schupen unter unsere Füsse. Die Wechsel-Kinder und dergleichen Geburt erkennen den Satan nicht für ihren natürlichen Vater / als wann sie auß seinem Beyschlaff mit den Hexen weren gezeuget worden / sondern nur für ihren Authorn und Urheber / welcher der Hexen Leib auffschwellend machet / auß dem Saamen und[364] Mütterlichen Geblüt einen Leib machet / bildet und formiret / wann er dann gebohren / so beweget er ihn selber / redet darauß / heulet / säuget die Brüste / frisset und säufft so viel als der grösseste Bauer. Da ist keine vernünfftige Seele / noch derselben Wirckung. Diabolus forma assistenz est, non informans. Dergleichen Händel haben sich im Papstthum vielmahl zugetragen / alda der H. Ehestand mit Worten und Wercken schändlich verlästert worden: Nachdem aber das helle Liecht deß H. Evangelii hervor gebrochen / und immer heller und heller geschienen / hat solch Teuffels-Geheck GOtt Lob und Danck auch abgenommen.

Wie die Hexen wann sie vom Teuffel geschwängert werden die Frucht abtreiben sollen / suche bey Hildebranden in Theurgia am 133. Blat.

Hondorff71 schreibet auß dem Münstero also: Man findet / daß nach den Tyrannischen Türcken kein grimmiger Volck je auff Erden kommen sey / weder die Hunnen. Und wiewol die Gothen auch viel Muthwillens getrieben haben / ist doch ihre Wüterey nicht zuvergleichen mit der Hunnen Boßheit / die gar keinem Lande / Volck / und Alter übersehen und geschonet haben. Von ihrem Ursprung72 sprechen etliche gar spötlich / daß sie der Teuffel gemacht habe mit bösen zauberischen Weibern: Wiewol ich achte / daß sie solches zu schreiben beweget /[365] dieser Teufflischen Leute unmenschlich Leben / Wandel / Werck / und Thaten / so sie begangen haben. Und ihre lächerliche Histori lautet also: Nachdem unter den Gothen für alten Zeiten etliche Hexen und Zauberer gefunden worden / habē sie solche Weiber ferne von sich gestossen / in die Wüsten und Wildnüssen / so bey dem Meotischen Meer gelegen. Unn als sie die unreinen Geister ersahen / die in der Wüsten als wilde Leut ihr Leben führen / die man Faunen73 und Ficarien nennet / und sind nicht rechte Menschen noch rechte Teuffel / haben sie der Weiber in Unkeuschheit begehret / und ist das Teuffelisch Volck die Hunnen also von ihnē gezeuget / und gebohren worden. Im übrigen ist hier zu mercken / daß von den Gespensten oder Teuffeln sollen gezeuget74 und gebohren seyn / der oder die


P rophet Merlinus. Dessen oben Hildebrand gedacht.

L eute umb Lisbona / davon sagt Damian. de Goës in descript. Ulissipponis, daß umb die Stadt noch jetzund Leute wohnen sollen / welche auff dem Leib Schupen haben / und Anzeigung geben / daß sie von Tritonibus oder Meer-Göttern herkommen.

O hnbenante Knabe beym Authore der wunderbarlichen Histor von Gespenstē part. 1. p. 156. ex Vincent. lib. 3. Histor.

K levische Hertzog. Besiehe Kornmann [366] in monte Veneris cap. 33. pag. 188. 189. ex Vincent. lib. 3. c. 27. Authorem der wunderbarl. Histor. von Gespenst. part. 1. p, 22. VVier. de præstig. Dæmon. lib 3. c. 30.

B arbarische Hunni. Cæl. Aug. Curio in Saracen. Histor. 3. pag. 55. schreibet / daß die Hunnen also der Zauberey zugethan gewesen / daß man dafür gehalten / sie weren von den Feld-Teuffeln gezeuget. Besiehe was kürtzlich zuvor auß dē Hondorff ist angeführet wordē.

A quilonarische oder Nordische Könige. Davon meldet Ol. M. und Saxo, daß sie von einē Bärē ensprungē / welcher sond' zweiffel ein Teuffel mag gewesen seyn.

R üders Sohn. Diese Geschicht erzehlet auß deß Manlii collectaneis der Author von Gespensten am 46. Blat. b.

G raffen von Pavenberg. Besiehe Kornmann in monte Veneris c. 3. pag. 179. seq. de Melusina.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig, Frankfurt 1669, S. 359-367.
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