Zeichen der Zeit

[51] Ich sah einen Knaben, der spielte Krieg

mit zierlichen, zinnernen Truppen.

Da hört' er 'ne Trommel! Fuhr auf und schwieg,

in den Ofen warf er die Puppen:

Und sah mit Augen kühn und stolz,

wie das Metall im Feuer schmolz –

Spute dich, Knabe!
[51]

Ich sah einen Jüngling, der fuhr empor

und schüttelte seine Locken,

aus der Dirnen Arm, aus der Zecher Chor,

über sich selbst erschrocken:

Er stand und lauschte voller Scham,

ob schon die Morgenröte kam –

Hast du's verschlafen?


Ich sah einen Mann, der stand am Herd,

in seiner Kinder Kreise;

Kugeln goß er und schliff ein Schwert

und pfiff eine muntere Weise:

Er sah nicht auf, er sprach kein Wort,

er schliff und pfiff nur lustig fort –

Wird es bald scharf sein?


Ich sah einen Greis, der sprach bei sich:

»Weh mir elendem Greisen!

Bald donnert die Schlacht nun ohne mich,

ohne mich nun funkelt das Eisen!

Muß liegen in des Grabes Schoß,

und oben bricht die Freiheit los« –

Warte mit Sterben!


1841


Quelle:
Robert Eduard Prutz: Prosa und Lyrik, Leipzig 1961, S. 51-52.
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