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Gesungen auf dem Marktplatz zu Leipzig, am 24. Juni 1840

Mel.: Ein' feste Burg ist unser Gott


Ein Morgenstrahl aus finstrer Nacht,

Ein Blitz, der trifft und zündet,

Das ist des Geistes Göttermacht,

Der sich in Taten kündet.

Heil darum dem Mann,

Der die Kunst ersann,

Die wie mit Sonnenflug

Taten des Geistes trug

Bis an der Erde Grenzen!


Und nicht dem einen gilt es nur,

Der kühn vorangegangen:

Heut allen gilt's, die auf der Spur

Des Lichtes vorwärts drangen!

Allen fort und fort,

Deren Schwert das Wort,

Die einst mit Siegesmacht

In der Gedankenschlacht

Das ernste Banner trugen!


Von edlen Namen, ruhmbekränzt,

Von Weisen und von Dichtern,

Ein reicher Sternenhimmel glänzt

Mit hunderttausend Lichtern:

In das Herz hinein

Dringt sein goldner Schein,

Schwellet in Tatenlust

Höher die deutsche Brust:

Wohlauf, dem Stern zu folgen!


So, deutsches Wissen, deutsche Kunst,

Du Baum von edlem Kerne,[176]

Aus Wolkennacht, aus Nebeldunst

Steig auf in alle Ferne!

Deiner Wurzeln Mark

Sei gesund und stark.

Über die Erde kühn

Möge dein Wipfel blühn

In freien Äthers Räumen!

Quelle:
Robert Eduard Prutz: Zwischen Vaterland und Freiheit. Köln 1975, S. 176-177.
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