Der Muse Freude über Damons Wiederkunft

[19] Mein Damon hier! Auf! werde wieder froh,

Komm, reich ihm selbst, o Muse, meine Faust,

Mit zärtlich redlichem Vergnügen,

Die Hand, das Pfand der Treu, und heiß ihn hier willkommen.

Liebkose dein und meinen Freund

Mit unverstelltem frohen Schmeicheln,

Und zeig ihm, was vor Lust in Brust und Adern wallt,

Da du sein Angesicht nun wiederum erblickest.


O sieh, wie froh die arme Clio ist.

Sieh, liebster Freund, sieh, wie sie hüpft und springt,

Und sich vor Lust kaum weiß zu lassen,

Und sich nicht satt kan sehn, da sie dich wieder siehet.

Sie macht ihr Haar mit Blumen bunt,

Sie holt ihr eingeschlafnes Spiel

Von dem entlaubten Arm der magern Weide wieder.

Sie stimmet es und spielt von nichts, als Lust und Jauchzen.


So freudig ist die treue Galatee,

Wenn sie von ferne sieht, aus fremder Luft

Den liebsten Schäfer wieder kommen.

Sie ruft und eilet ihm mit offnen Arm entgegen,

Und schlägt ihr fliegend Haar zurück,

Und wenn sie ihn erreichet hat,

Umfängt sie ihn und küßt und streichelt Mund und Wangen,

Und straft ihn oft, daß er so lange ausgeblieben.


O wie betrübt war meine Poesie,

Da du den Fuß aus unsern Gräntzen trugst,

Sie warf Lust, Krantz, und Laute nieder,

Und schloß die Hand nicht mehr mit denen Schäfferinnen

Zum Tantz in einen Circkel ein,

Sie saß an dem gelehrten Bach,

Worinn die Thränen stets von ihren Wangen fielen,

Und seufzte, Damon, nur, und Thal und Wald ruft Damon.
[20]

Doch nun singt sie mit froh und hellerm Ton,

Da du sie wieder hörst, du der sie sonst geliebt,

Und, ja, ich seh es schon im Geiste,

Wie wir in Einigkeit mit Liedern streiten werden,

Wenn du den Sitz bewohnen wirst,

(Wozu mein Mund dir Glücke wünscht,)

Wo nach dem Garten sich beblümte Wiesen breiten,

An die das Wäldchen schließt, wodurch ein Flüßchen murmelt.

Quelle:
Freundschaftliche Lieder von I. J. Pyra und S. G. Lange, Heilbronn 1885, S. 19-21.
Lizenz:
Kategorien: