Ein und Dreyssigstes Kapitel.

[118] Anatomi der äussern Theil Fastnachts.


Die äussern Theil anlangend, fuhr Xenomanes fort, war der Herr Fastnacht ein wenig besser proportioniert, die sieben Rippen ausgenommen, die das gemeine Menschen-Maas überstiegen.

Seine Zehen waren gestaltet wie ein Orgel-Spinett.

Die Nägel, wie ein Bohrer.

Die Füß, wie eine Zither.

Die Fersen, wie eine Keul.

Die Fußsohl, wie eine Kettenlamp.

Die Bein, wie ein Luder.

Die Knie, wie ein Schemel.

Die Schenkel, wie ein Blech-Kasket.

Die Hüften, wie ein Turniket.

Der Bauch auf Polnisch, nach alter Mod geknöpft, bis an den Hippuff gegürtet.

Der Nabel, wie eine Geig.

Der Schaam-Berg, wie ein Butterstriezel.

Das Glied, wie eine Kamasch.

Der Sack, wie eine Flasch.

Die Genitalien, wie ein Hobel.

Die Cremasteres, wie eine Ballpritsch.

Das Perinäum, wie ein Flaschenetlein.

Das Arßloch, wie ein krystallener Spiegel.

Die Arßbacken, wie eine Egg.

Die Lenden, wie ein Buttertopf.

Das Alkatin, wie ein Billard.

Der Rücken, wie ein Stein-Ballester.

Die Rückenwirbel, wie eine Bockspfeif.

Die Rippen, wie ein Spuhlrad.

Das Brustbein, wie ein Baldachin.

Die Schulterblätter, wie ein Mörsel.

Die Brust, wie ein Strohfiedel.

Die Brustwarzen, wie eine Zink.

Die Achselhöhlen, wie ein Schachbret.

Die Schultern, wie eine Tragbahr.[119]

Die Arm, wie eine Sturmhaub.

Die Finger, wie Kloster-Feuerböck.

Die Handwurzeln, wie ein Paar Stelzen.

Die Schienbein, wie Beinschienen.

Die Elenbogen, wie Ratzenfallen.

Die Händ, wie ein Striegel.

Der Hals, wie ein Credenzpokal.

Die Kehl, wie ein Hippokras-Seihsack.

Der Knörbel, wie ein hölzern Fässel, daran zwo eherne Göderlein hingen, gar schön und harmonisch in Form einer Sanduhr.

Der Bart, wie eine Latern.

Das Kinn, wie ein Pfifferling.

Die Ohren, wie ein Paar Pelzklauen.

Die Nas, wie ein gepfropfter Bundschuh.

Die Nüstern, wie ein Kindermützlein.

Die Augenbrauen, wie eine Schmorpfann. Ueber der linken hätt er ein Mahl, an Größ und Form einem Harnglas ähnlich.

Die Wimpern, wie eine Baßgeig.

Die Augen, wie ein Kamm-Futteral.

Die Sehnerven, wie ein Feuerzeug.

Die Stirn, wie ein Bumper.

Die Schläf, wie eines Gärtners Gießkann.

Die Backen, wie ein Paar Holzschuh.

Die Kiefern, wie ein Becher.

Die Zähn, wie Knebelspieß. Solcher Milchzähn von ihm, könnt ihr noch einen zu Colonges Royal in Poitou, und zwei zu Brosse in Xantonge über der Kellerthür schauen.

Die Zung, wie eine Harf.

Der Mund, wie eine Schabrack.

Das Gesicht voll bunter Geschichten, wie ein Saumsattel.

Der Kopf krummschlänglich, wie ein Blasenhut.

Der Schädel, wie ein Schnappsack.

Die Näth, wie ein Fischerring.

Die Haut, wie ein Reitrock.

Die Epidermis, wie ein Mehlbeutel.

Der Schopf, wie eine Schuhbürst.

Das Haar, ut supra.

Quelle:
Rabelais, Franz: Gargantua und Pantagruel. 2 Bände, München, Leipzig 1911, Band 2, S. 118-120.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gargantua und Pantagruel
Gargantua. Pantagruel
Gargantua und Pantagruel, 2 Bände
Gargantua und Pantagruel
Gargantua und Pantagruel, in 2 Bdn.
Gargantua und Pantagruel

Buchempfehlung

Angelus Silesius

Cherubinischer Wandersmann

Cherubinischer Wandersmann

Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«

242 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon