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[110] Von J.A.Pangkofer nach einem alten M.S.
Vorm Thore zu Sankt Peter
Auf dreigestuftem Stuhl
Ragt eine Bildersäule,
War eine Irmensul.
Wie die gestürzt in Sachsen
Der Kaiserheld Karol,
Die unser hat er wandelt
Zu christlichem Symbol.
Und wie sich das begeben
's ist tausend Jahre her
Gar seltsamlich verkündet
Horcht, eine graue Mähr.
Geheim anbeten Heiden
Im nahen Eichenhain,
Von Irmensul getragen,
Ein Bild aus schwarzem Stein.
Bei Tag war stets verschwunden
Das Bild durch Zaubermacht
Drum pflogen sie des Dienstes
Auch nur um Mitternacht.
Der Kaiser kam und hörte
Davon mit frommem Zorn,
Und Untergang den Götzen
Hat alsobald geschwor'n.
Vergebens doch zwei Nächte
Er stürmt den Erkla-Wald,
Der Sturm am Höllenzauber,
Am tödtlichen abprallt.
Neunzehntel seiner Kämpen
Am Morgen lagen todt,
So daß er zählt am dritten
Nur Zehn im Morgenroth.
Doch einem Held wie Karol
Gar nie der Muth entweicht,
Drum aus mit seinen Zehen
Zum drittenmal er zeucht.
Das war ein wüthend Stürmen,
Und überall umsunst,
Schon alle Zehne liegen
Im Blut durch Götzenkunst.
Vertrauend da der Kaiser
That kühn und mächtig schrei'n:
»Herr Gott, verlaß Dich selbst nicht,«
Und warf sich in den Hain.
Nun prasselte in Flammen
Der ganze Wald empor,
Das Bildniß stürzte nieder,
Das unbesiegt ehvor.
Die Heiden, festgebannet
Das Feuer hat verzehrt,
Das wundersam dem Kaiser
Kein Härelein verzehrt.
Er Heil'genbilder schlagen
Ließ aus der Irmensul,
Das Grab ward der Gefallnen
Der neuen Säule Pfuhl.
Und bei der Säule immer
Man Christum pred'gen ließ,
Darob die Irmensule
Seit Pred'gersäule hieß.
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