Zweite Szene

[579] [Zimmer in Leonatos Hause.]


Don Juan und Borachio treten auf.


DON JUAN. Es ist richtig; Graf Claudio wird Leonatos Tochter heiraten.

BORACHIO. Ja, gnädiger Herr; ich kann aber einen Querstrich machen.

DON JUAN. Jeder Schlagbaum, jeder Querstrich, jedes Hindernis wird mir eine Arznei sein. Ich bin krank vor Verdruß über ihn, und was nur irgend seine Neigung kreuzt, geht gleiches Weges mit der meinigen. Wie willst du denn diese Heirat hindern?

BORACHIO. Nicht auf eine redliche Art, gnädiger Herr, aber so versteckt, daß keine Unredlichkeit an mir sichtbar werden soll.[579]

DON JUAN. Wie denn? Mach's kurz!

BORACHIO. Ich glaube, ich sagte Euch schon vor einem Jahr, gnädiger Herr, wie weit ich's in Margaretens Gunst gebracht, des Kammermädchens der Hero?

DON JUAN. Ich erinnere mich.

BORACHIO. Ich kann sie zu jedem ungewöhnlichen Augenblick in der Nacht so bestellen, daß sie aus dem Kammerfenster ihres Fräuleins heraussehe.

DON JUAN. Und was für Leben ist darin, der Tod dieser Heirat zu werden?

BORACHIO. Das Gift hieraus zu mischen, ist hernach Eure Sache. Geht zum Prinzen, Eurem Bruder; seid nicht sparsam damit, ihm zu sagen, welchen Schimpf es seiner Ehre bringe, den hochberühmten Claudio (dessen Würdigung Ihr mächtig erheben müßt) mit einer verrufenen Dirne zu vermählen, wie diese Hero.

DON JUAN. Und welchen Beweis soll ich ihm davon geben?

BORACHIO. Beweis genug, den Prinzen zu täuschen, Claudio zu quälen, Hero zu Grunde zu richten und Leonato zu töten. Wollt Ihr denn noch mehr haben?

DON JUAN. Alles will ich dran setzen, nur um sie zu ärgern.

BORACHIO. Nun wohl, so findet mir eine bequeme Stunde, in der Ihr Don Pedro und Graf Claudio bei Seite nehmen könnt. Sagt ihnen, Ihr wüßtet, Hero liebe mich; zeigt einen besondern Eifer für den Prinzen wie für Claudio, und wie Ihr aus Besorgnis für Eures Bruders Ehre, der diese Heirat gemacht, und für seines Freundes Ruf, der im Begriff sei, durch die Larve eines Mädchens hintergangen zu werden, dies alles offenbartet. Sie werden Euch schwerlich ohne Untersuchung glauben: dann erbietet Euch, Beweise zu schaffen, und zwar nicht geringere, als daß sie mich an ihrem Kammerfenster sehn sollen; mich hören, wie ich Margareten Hero nenne, wie Margarete mich Borachio ruft: und dies alles laßt sie grade in der Nacht vor dem bestimmten Hochzeitstage sehn. Denn ich will indes die Sache so einrichten, daß Hero abwesend sein soll, und daß, wenn sich so wahrscheinliche Gründe für ihre Treulosigkeit häufen, Eifersucht als Überzeugung erscheinen und die ganze Zurüstung unnütz werden soll.[580]

DON JUAN. Mag daraus kommen, was will, ich unternehme es. Zeige dich gewandt in der Ausführung, und tausend Dukaten sollen deine Belohnung sein.

BORACHIO. Bleibt nur standhaft in Eurer Anklage, meine Gewandtheit soll mir keine Schande machen.

DON JUAN. Ich will gleich gehn und hören, welchen Tag sie zur Hochzeit angesetzt haben.


Beide ab.


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 1, Berlin: Aufbau, 1975, S. 579-581.
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