Zweite Szene

[756] Eine Ebne in Warwickshire.


Warwick und Oxford treten auf, mit französischen und andern Truppen.


WARWICK.

Glaubt mir, Mylord, bis jetzt geht alles gut;

Das geringe Volk strömt uns in Haufen zu.


Clarence und Somerset treten auf.


Doch seht, da kommen Somerset und Clarence. –

Sagt schleunig, Mylords: sind wir sämtlich Freunde?

CLARENCE.

Sorgt darum nicht, Mylord![756]

WARWICK.

Willkommen dann dem Warwick, lieber Clarence!

Willkommen, Somerset! Ich halt's für Feigheit,

Argwöhnisch bleiben, wo ein edles Herz

Die offne Hand als Liebespfand gereicht;

Sonst könnt' ich denken, Clarence, Eduards Bruder,

Sei ein verstellter Freund nur unsers Tuns:

Doch sei willkommen; ich geb' dir meine Tochter.

Was ist nun übrig, als im Schutz der Nacht,

Da sorgenlos dein Bruder sich gelagert,

Rings in den Städten seine Scharen liegen

Und eine bloße Wach' ihn nur umgibt,

Ihn überfallen und nach Wunsche fangen?

Die Späher fanden leicht dies Unternehmen,

Daß, wie Ulysses und Held Diomed

Zu Rhesus' Zelten schlau und mannhaft schlichen,

Und Thraziens verhängnisvolle Rosse

Von dannen führten: so auch wir, gedeckt

Vom Mantel schwarzer Nacht, ganz unversehens

Die Wachen Eduards mögen niederhaun

Und greifen ihn, – ich sage nicht, ihn töten,

Denn ihn zu überfallen denk' ich nur.

Ihr, die ihr zu dem Abenteu'r mir folgt,

Mit eurem Führer jubelt Heinrichs Namen.


Alle rufen: »Heinrich!«


Nun denn, laßt schweigend unsern Weg uns ziehn:

Gott und Sankt George für Warwick und die Seinen!


Alle ab.


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Berlin: Aufbau, 1975, S. 756-757.
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