Märchen.

[177] 2. Der Schluß dieses Märchens kehrt im neunten wieder. Vergl. Der wilde Mann, Kinder- und Hausmärchen 2, 136: unter »wilden Männern« werden wohl die männlichen Waldgeister verstanden, wie die wilden Weiber Waldfrauen sind, und dies stimmt dazu, daß auch der eiserne Mann unserer Sage über den Thieren des Waldes wacht.


3. Der Antheil, welchen der Mensch an dem Kinde hat, erscheint, wie oft die Seelen nach dem Tode (Myth. 786 f.), als Lilie, der Antheil der Nixe als Fisch: beide streben wie sehnsüchtig nach ihrer Trennung sich wieder zu vereinigen indem die Lilie sich über das Wasser neigt, der Fisch bei ihr auf und nieder schwimmt. Durch diesen Schluß, der hohes Alter verräth, wird das Verletzende gemildert, was in der Theilung des Kindes liegt. Befriedigender für das Gefühl, doch ohne Anknüpfung an heidnische Vorstellungen ist der Schluß des schlesichen Volksliedes von der schönen Hannele (Hoffmanns Sammlung Nr. 1), welche, nachdem sie sieben Jahre beim Wassermann im See gelebt hat, ihre Eltern besucht und gern auf der Oberwelt bleiben möchte, doch, als der Wassermann ihr Kind theilen will, zu ihm zurückgeht.


4. Vergl. das Märchen vom Aschenbrödel und »Der Hirsedieb« in Bechsteins deutschem Märchenbuche S. 65-67. Wenn man in der Jungfrau auf dem Glasberge Brünhild[177] sehen darf (s.W. Grimms Heldensage S. 323), so erinnert das graue Männchen, das von dem Burschen überwunden sein Kämmerer wird, an Alberich, Siegfrieds Kämmerer in Nibelungeland.


6. Vergl. Kinder- und Hausmärchen 2, 91. 166. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 21. Haupts Zeitschrift 2, 358. – Die sprichwörtlichen Ausdrücke »er war des Teufels Putzebeutel« und »er war aus dem Kessel gesprungen« habe ich aus der mündlichen Erzählung beibehalten, obwohl ich sie nicht erklären kann. Wie ein großer Theil unserer Sprichwörter gründen auch sie sich offenbar auf ältere sagenhafte Vorstellungen.


7. Vergl. Kinder- und Hausmärchen 1, 60. 85. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 27.


8. Die am Schluß erzählte Reise des Grafen ist wahrscheinlich einem andern Märchen entnommen. Zu den Proben, welche der Graf besteht, und dazu, daß der Schleier der Jungfrau nach jeder Probe tiefer rückt, vergl. Kinder- und Hausmärchen 2, 121. In Stücke gehauen und in ein Faß verschlossen wird auch der Zauberer Virgilius: nach neun Tagen sollte das Faß geöffnet werden, und er wollte verjüngt daraus erstehen; doch blieb er todt, weil der Kaiser inzwischen die Gebeine fand und des Dichters treuen Diener, der allein von dem Geheimniß wußte, hinrichten ließ. Wie hier die Wälder, Berge und Ährenfelder sich vor der Erlösten grüßend neigen, heißt es in dem zum dritten Märchen angeführten Liede von der schönen Hannele, die als Weib des Wassermanns auf die Erde zurückkehrt,

»Und da sie auf den Kirchhof kam,

Zwischen Berg und tiefem Thal,

Wohl über die See,

Da neigt sich Laub und grünes Gras

Vor der schönen Hannele.«


9. Es scheinen zwei Märchen in einander verflochten, von denen das erste am Schluß des zweiten wieder aufgenommen, doch nicht zu Ende geführt wird.


10. Vergl. Müllenhoffs Sagen aus Schleswig, Holstein und Lauenburg 276. Wolfs deutsche Märchen und Sagen 462. – Wer einen Schatz heben will opfert dem Teufel, ursprünglich wohl den unterirdischen Hütern der Schätze, einen schwarzen Bock (Myth. 961). Als Opfer ist der Bock darum auch hier zu fassen, und das sonst dürftige Märchen war der Mittheilung werth, weil es zu der nordischen Sitte die am Opfer Theilnehmenden mit dem Blute des Opferthieres zu benetzen darin stimmt, daß auch hier der Knabe sich mit dem Blute des Bockes besprengen[178] muß. Ein Rind mit weißer Stirn und weißen Füßen kommt S. 150 in einem Himmelfahrtsgebrauche vor und ist ebenfalls deutlich ein Opferthier.


11. S. Kinder- und Hausmärchen 1, 25. 49. Bechsteins deutsches Märchenbuch S. 103 ff. – Über die Sagen von wunderbaren Jungfrauen, die in hohlen Bäumen gefunden werden und ursprünglich wohl Waldfrauen waren, vergl. Myth. 66. 403.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 177-179.
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