Von Mariæ Krönung

[90] Corona Stellarum duodecim.


[1.]

O Königin! wie hoch dein Thron/

Wie schön/ wie schön/ ist deine Kron/

Zwölf Stern/ wie zwölf Karfunckelstein

Karfunckelstein/

Auff deinem Haupt zu schawen sein.


[2.]

[91] Stella 1. Visio Dei.


Der erste Stern ist/ Gott ansehn/

Die Gottheit sehn vnd wol verstehn.

Vnd sehn wie in ein Paradeiß/

ein Paradeiß/

Vnd ewig sehn mit Lust vnd Fleiß.


[3.]

2. Amor ex visione ortus.


Der zweyte Stern gleich einem Fewr/

Jst ein Karfunckel werth vnd thewr.

O Lieb! O Lieb! O Fewr! O Stern!

O Fewr! O Stern!

Wie liebt Maria Gott den Herrn.


[4.]

3. Gaudium inde eximium.


Der dritte Stern groß Frewde ist/

Maria du voll Frewden bist/

Gott schawen an/ vnd lieben sehr/

vnd lieben sehr/

Macht Frewd; kein Frewd zu wünschen mehr.


[5.]

Quarta stella.

Cognitio creaturarum in verbo.


Der vierdte Stern ist/ schawen da

Was auff der Welt ist ferrn vnd nah.

Ein Spiegel ist Gott wie Christall/

Gott wie Cristall.

Da alles in scheint vberall.


[6.]

5. Corporis splendor, seu claritas.


Der fünffte Stern/ ein grosser Glantz

Durch jhren Leib/ durch gantz vnd gantz.

Die Klarheit wie die Sonn so klar/

die Sonn so klar/

Ja auch die Sonn so klar nie war.
[92]


[7.]

6. Impassibilitas.

7. Agilitas.


Der sechste Stern Vnleydenheit.

Der siebende Geschwindigkeit.

Den Engeln gleich vnd gleich dem wind/

vnd gleich dem wind/

Vnsterblich jhr Leib vnd geschwind.


[8.]

Octaua stella, Subtilitas.


Der achte Stern/ das vierdt Kleinot/

Das jhrem Leib hat geben Gott/

Jst solch subtil Subtilitet/

Subtilitet/

Daß sie durch Stahl vnd Eysen geht.


[9.]

9. Exaltat: super angelos.

10. Dignitas Regin. cæl.


Der neundte Stern hoch oben blitzt/

Da sie bey Gott nach Christo sitzt.

Der zehnd/ jhr Macht/ vnd hoher standt

vnd hoher standt/

Jm Himmel Königin genant.


[10.]

11. Maternitas Dei.

12. Virgin, aureola.


Der eylfft bedeut/ der zwölfft dabey/

Daß sie Jungfraw vnd Mutter sey/

O Mutter auff vns Kinder schaw/

vns Kinder schaw/

O Gottes Mutter! O Jungfraw.


Quelle:
Friedrich Spee: Die anonymen geistlichen Lieder vor 1623, Berlin 1979, S. 90-93.
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