Das gehorsame Mäuschen.

[33] »Was lauerst du?« red't aus der Ferne

Das Mäuschen eine Katze an.

»Wie funkeln deine Augen-Sterne,

Daß man es kaum ertragen kann.«


»Komm her, mein Schätzchen!« sprach die Katze,

»Ich spielte mit dir gar zu gern.

Sieh her, sieh meine sammtne Tatze,

Was stehst so blöde du von fern?«
[33]

»O, gerne möcht' ich zu dir gehen;

Doch, meine Mutter will es nicht.

Warum? kann ich nicht recht verstehen,

Denn freundlich ist ja dein Gesicht.


Doch warte nur, ich will sie fragen:

Ob sie es dieses Mal erlaubt,

Und dir alsdann die Antwort sagen,

Wenn es die Mutter nöthig glaubt.«


Gehorsam schützet vor Gefahren,

Von denen du noch nichts verstehst,

Und so mußt du dich sorgsam wahren,

Daß heimlich, ja, du nichts begehst.

Quelle:
Karoline Stahl: Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder. Nürnberg 21821, S. 33-34.
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