1. Umb ihrent-wegen allein

[104] 1.

Man mag mich loben oder schimfen/

man seh mich süß und sauer an:

Genug/ daß ich der schönsten Nymfen/

Rosillens Ruhm beschreiben kan.

Sprecht/ stolze Neider/ sprecht nur immer

ich sey veracht und ungelehrt/

wo mich ein eitels Frauenzimmer

nicht machte bey der Welt gehört.


2.

Recht. Durch Sie wil ich sein erhoben

durch ihren Glanz der Freundligkeit/[104]

durch ihrer reiffen Tugend Loben

durch das/ wormit Sie mich erfreut.

Es wird mir nicht zum Nachteil dienen/

daß ich ihr Wesen hier benennt.

Ihr Nachruhm wird mit meinem grünen

weil man der Liebe Hoheit kennt.


3.

Rosille/ laß dich nicht bekümmern

daß mancher Böses von uns hält

des Neides Anschlag geht zu trümmern

ihn fängt der Strikk den er uns stellt.

Das ganze Reich der Pafirillen

Kupid' und Venus stehn uns bey/

die Musen sind uns selbst zu willen.

Uns schüzzt der Fürst der Dichterey.


4.

Der blaue Basilisken-Drache

schafft durch Verdruß ihm selber Noht.

Ihn stürzt die eingebildte Rache/

sein eigen Gifft bringt ihm den Tod:

So wird der Neider auch zerspringen/

wenn er uns langer lieben sicht/

wenn er mich ferner höret singen

und er es kan verwehren nicht.


Quelle:
Kaspar Stieler: Die geharnschte Venus, Stuttgart 1970, S. 104-105.
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