Der Schäfer

[130] Arkadien! sey mir gegrüsst!

Du Land beglückter Hirten,

Wo unter unentweihten Myrthen

Ein zärtlich Herz allein noch rühmlich ist!


Ich will mit sanftem Hirtenstab

Hier meine Schafe weiden.

Hier, Liebe! schenke mir die Freuden,

Die mir die Stadt, die stolze Stadt nicht gab.


Wie schäfermässig, wie getreu

Will ich Climenen lieben,

Bis meinen ehrfurchtvollen Trieben

Ihr Mund erlaubt, daß ich ihr Schäfer sey!


Welch süssem Traume geb ich Raum,

Der mich zum Schäfer machet!

Die traurige Vernunft erwachet:

Das Herz träumt fort und liebet seinen Traum.

Quelle:
Johann Peter Uz: Sämtliche poetische Werke, Stuttgart 1890, S. 130.
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Sämtliche poetische Werke. Hrsg. von A. Sauer