An Herren Johan-Ernsten Herzog zu Sachsen

[278] Ein wol verdientes lob, frei lieblich fürgebracht

kan wol die tugend selbs verlieben und erlaben:[278]

daher solt billich ich, wan ich dein wert betracht,

dich, wie du mich mit lieb, mit hohem ruhm begaben.

Weil aber längst dein schwert, der teutschen freiheit pracht

und aller frommen schutz, mit glänzenden buchstaben

die unauslöschlich ich mit aller welt eracht,

der ewigkeit dein lob ausführlich eingegraben:

So hof und sprich ich noch: o zagendes Teutschland,

ach, daß doch deinem schimpf der höchst nu wolt verzeihen,

so würdest du bald frei von diesem schweren stand;

Dan wan schon kein fürst wolt dir seinen dienst verleihen,

so würdest du doch frei von deiner banden schand,

indem du diesen Ernst gebrauchest dich zu freien.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 278-279.
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