Sechster Auffzug.

[62] Philippus, der Hertzog. Egmund, Hoff-Marschall.


PHILLIPPUS. Ist es nun an dem / daß sich die Musicanten mit dem Spiele können hören lassen.

EGMUND. Es ist alles bereit / und nichts hat gemangelt / als die Gegenwart des vornehmsten Zuschauers.

PHILLIPPUS. Ist unser Bauer-Fürst auch wo logirt?

EGMUND. Er hat sein Qvartier bekommen / und verhoffentlich[62] sind solche Personen bey ihm / daß wir uns keiner Unhöffligkeit in währenden Spiele besorgen dürffen.

PHILLIPPUS. Es solte uns höchst unangenehm seyn / wenn die neue Invention etlicher massen solte geschimpffet werden.

EGMUND. Ihre Hoch-Fürstl. Durchl. lassen dero Diener davor sorgen / es soll allerseits aller Confusion möglichst verbauet werden.

PHILLIPPUS. Wir haben das Cartel hier bey uns: Doch können wir nicht den Inhalt des gantzen Spieles etwas kürtzer vernehmen?

EGMUND. Das Spiel ist auff dero Durchl. Person gerichtet / denn es stellet sich ein Liebhaber vor / welcher sich einer schönen Person übergiebet. Denn was ist ein löblicher Fürst anders / als ein Vermähleter? Der sich dem gesammten Vaterlande zu immerwährender Treue / und zu unverrückten Beystande versprochen hat.

PHILLIPPUS. Die Erfindung ist nicht übel gegeben.

EGMUND. Sonderlich da Philippus der Gütige / von den gesamten Unterthanen / so redlich geliebet wird / als immermehr ein getreues Ehgemahl ihrem Hertzliebsten begegnen kan.

PHILLIPPUS. Aber die Liebe wird etlicher massen angefochten werden.

EGMUND. Ja der Neid wird sich blicken lassen / und wird unterschiedliche Feinde auff den Platz führen / welche der Liebe sollen Abbruch thun / da wird sich Mars sehen lassen.

PHILLIPPUS. Ach wer unnöthige Kriege liebet / der hat die Liebe des Volckes schon verlassen.

EGMUND. Hiernechst wird Pluto kommen.

PHILLIPPUS. Ach er wird sollen ein Ebenbild des Geitzes / und des Reichthums seyn. Ach wer das Geld in seiner Schatzkammer zu lieb hat / der muß dem Volcke viel Feindseeligkeit erweisen.

EGMUND. Hierbey wird Bacchus angestochen kommen.

PHILLIPPUS. Wer seine Vernunfft in dem Weinfasse ersticken läst / der muß zeitlich vergessen / was er dem Volcke vor Liebe schuldig ist.[63]

EGMUND. Ferner wird ein Satyrus mit allerhand Puppen-Wercke darzu kommen.

PHILLIPPUS. Was soll dieser bedeuten?

EGMUND. Wie viel sind Fürsten / die sich allerhand eitele Ergötzligkeit / und andere vergebene Pracht gefallen lassen!

PHILLIPPUS. Auch dieser soll uns an der Liebe nicht verhindern.

EGMUND. Letzlich kömmt die Venus.

PHILLIPPUS. Gegen diese sind wir unüberwindlich.

EGMUND. Ja wohl / der hohe Liebhaber läst sich durchaus nicht von seinem verliebten Vorsatze bringen / also stellen sich unterschiedene Freuden- Chore mit ihren Vivat ein / da kommen die Staaten des Landes / dort stehen artige Schäffer / hier getreue Bauern / und alles zielet dahin / daß die Liebe mit ewigen Seegen möge fruchtbar seyn.

PHILLIPPUS. Wer das Werck erfunden hat / dem ist die gute Meynung wohl gerathen / es soll auch an der Vergeltung kein Mangel seyn. Doch gebet ein Zeichen daß man anfangen soll.


Er winckt / die Music gehet an / sie gehen hinein /und weil die Handlung kurtz ist / weil auch etwas in der Action darauff zielet / wird es dem Liebhaber nicht entgegen seyn / den Text davon zu lesen. Denn was die Music belangt / die unser Herr Krieger sehr galant dazu gesetzet hat / solche kan nicht dazu gebracht werden.

Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 62-64.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der niederländische Bauer
Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer

Buchempfehlung

Weiße, Christian Felix

Atreus und Thyest. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Atreus und Thyest. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Die Brüder Atreus und Thyest töten ihren Halbbruder Chrysippos und lassen im Streit um den Thron von Mykene keine Intrige aus. Weißes Trauerspiel aus der griechischen Mythologie ist 1765 neben der Tragödie »Die Befreiung von Theben« das erste deutschsprachige Drama in fünfhebigen Jamben.

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon