5.
Wie Robertus auß Antorff gehn Lisabona gezogen, allein das er von seinem ungetrewen nachbaurn kem unnd seiner kinder dest eh vergessen möcht.

[135] Auff gantzem erdboden ist nichts, so dem menschen sein vatterland mehr unnd ehe erlaiden kan oder mag, dann so er etwas täglich vor augen sehen můs, so ihm verdrießlich ist, unnd das aber nit wenden mag. Also gieng es auch dem gůten Roberto auch in seinem vatterland; wiewol im[135] an gůt gar nicht manglet, so bekümbret in doch die ungetrew nachbaurschafft, so ihm der tůchbereiter täglich bewiß. Er berhatschlagt sich kurtz mit seinem weib; der gefiel die sach dermassen so wol, das sie irem mann täglich anlag, er solt sein sach nůr bald dahin ordnen. Also saumet sich Robertus nitt lang, verkaufft, vertauscht, verwechßlet sein hab und gůt, wie er mocht; in summa er macht sich in monats frist gar wegfertig.

Und als er yetzund gar sein sach zů Antorff auff ein ort gemacht, hat er uff der freyen strassen vor seinem hauß etlich tisch auff das kostlichest bereiten lassen und gar vil seiner gůten freündt und nachbauren darzů berůffen, gar kein außgesündert dann den tůchberei ter, dem dann solche freud fast weh im hertzen thet. Also letzet sich Robertus mit ihn, ließ auch einem yeden tischgenossen ein sundere herliche letze, sein darbey zů gedencken. Des sie ihm all gar freundtlich danck sageten; darneben klagten sie sein hinfart gar schwärlichen, wunschten auch dem vil unglücks, so ihm ursach zů seinem abscheid geben hett. Als sie nůn das morgenmal und auch den nachtimbis mit grossem kosten geendet hetten, Robertus und sein weib Sophia sie fründtlich gesegnet und darneben gebetten, ihnen, wo sie yemants erzürnt hetten, zů verzeihen. Also ist yederman zů hauß gezogen.

Des andren tags hat Robertus all sein hab und gůt zů schiff verordnet; und als es dem patron des schiffs geschickt gewesen, hatt er alle die erforderen lassen, so mit im in Portugal hand faren oder schiffen wöllen, und hatt sich die zeit eben zůtragen, das sie auff einen freytag am morgen von land gefaren sind, fast gůt wind und wetter antroffen. Es hatt auch Robertus alles sein haußgesind, knecht und mägt, mit ihm gefürt; dann sie iren herren und frawen dermassen lieb und wert gehalten haben, das sie auch mit inen in todt gangen weren.

Als sie nůn gehn Lisabona kumen sind, ist Robertus mit weib, kind und gsind den nechsten in seines vetteren haus gezogen. Von dem ward er gar früntlich und mit grossen freuden empfangen; er übergab im all sein hab und gůt zůsampt dem gewerb und einem grossen handel, so er mit edlem[136] gestain het, behielt im nichts anderst vor dann ein sunder gemach, damit er sein rhů haben möcht, wann es im gelegen was. Robertus pflag sein auch gar wol mit essen, trincken und aller wartung, befalh auch allem seinem volck, das sie den alten herren mer vor augen haben solten dann in selbs. Sollichs ward alles nach seinem willen erstattet.

Also lebet der gůt alt man noch bis in die zehen jar, da starbe er säligklichen. Er ward von Roberto und seinem weib trewlich geklaget unnd beweinet, auch ehrlichen zů der erden bestattet. Und ward Robertus ein besitzer und herr alles des gůts, das dann zů dem seinen, so er mit im auß Brabant bracht het, einen seer grossen hauffen machet. Er hůb auch an seines vettern säligen handel mit gewalt zů treiben, handlet viel in Engelandt und Brabant, auch gehn Venedig und andere ort, so lang bis er zůletst seiner tochter Cassandra eynen jungen kauffherren gab. Da machet er sich auch rhüwig, wie ihr nachmals vernemmen werdt.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 135-137.
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