17.
Richart sagt dem Lasaro von seiner fürgenumnen raiss; Lasarus verspricht im geselschafft zů leisten. Lasarus wirt verraten und von einem riffiener uff ein galeen verkaufft, aber durch Reicharten widerumb erlößt worden.

[163] Als nun Lasarus sein altes haus gantz verlassen und yetz sein wonung und wesen gar in seinem newgekaufften haus hett, ist nit müglich zů schreiben, was übergrosser frewd dise zwen gůten und getrewen nachbauren mit einander hetten. Sie waren stetigs umb und bei einander, also das sich menigklichen darab verwundert. Zůdem was ir beyder handtierung dienstlich zůsamen; dann Richart mit edlem gestain ein mechtigen handel fůrt, sodann was Lasarus ein seer künstlicher goldarbeiter. Wann dann kaufleut kamen aus fremden landen und künigreichen, nach kleinoten, ringen und steinen frag hetten, funden sie bey disen zweyen, was sie nur begerten.

Auff einen tag begab es sich, als sie yetzund lang zeit[163] umb einander gewonet hetten, das Reichhart dem Lasaro anzeigt, wie er willens wer, in Hispanien zů schiffen unnd sein vätterlich erbgůt zů reichen. Als diss Lasarus von im vernam, giengen im alle seine har zů berg, und sagt: ›Wie lang, mein Reicharde, wirt sich dein widerkunfft verziehen?‹ – ›Ungevorlich,‹ sagt Reichhart, ›uff ein monat oder drey, oder vileicht lenger, ye darnach mir mein raiß glücklich von stat geht.‹ – ›Sie verziehe sich so kurtz oder lang sie immer mag, so ist mir nit müglich deiner geselschafft einen monat zů entrhaten. Unnd ob du mich schon nit zů einem mitgeverten ansprichest, will ich mich selb erbotten haben, mit dir die schiffart zů volenden. Darumb ernenn mir nůr stund und tag, wann du auff sein wöllest, damit ich mich auch zů solcher fart müge růsten!‹ – Von disem erbieten ward Richart nit wenig erfreut; dann er zůvor den Lasarum gern darumb angesprochen hett. Damit ichs bekürtz, sie machten einen satten bescheid, und rüstet sich ein yeder mit allem, so im uff dem schiff von nöten sein möcht.

Kurtz darnach ließ ein patron aus Hispanien umbschlagen, so yemands uff seinem schiff mit in Hispanien faren wolt, der möcht sich fertig machen; dann er entlichen willens wer, in zweien tagen darvon zů säglen. Als Richart und Lasarus das vernamen, giengend sie zů dem schiffpatronen und verdingten sich auch auff das schiff. Und als die zeit kam, nam Richart urlop von seiner hausfrawen, schwäher und schwiger, desgleichen auch Lasarus, der befalh sein weib des Reicharten gemahel. Die waren zů allen theilen seer leidig; yedoch trösten sie sich, das die zwen bey einander waren; so was auch Lasarus weib stetigs in Richarten haus bis zů der widerkunfft der beden männer.

Also fůren die zwen gůten und getrewen nachbauren mit einander. Sie hetten gůten wind und wetter, kamen in gar kurtzer zeit inn Hispanien, da dann Reichart daheimen und bürtig her was. Er richtet seine sachen zum nützlichsten an. Was er von gelt und kleinoter in Hispanien het, packet er alles in beschlagne truchen; die ligende güter und was von gemeinem hausraht war, vergant und verkaufft er alles; dann er sein in Portugal einen grossen überfluss hett.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 163-164.
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