15.

Von einem lantzknecht, der nur drey wort begert mit seinem hauptmann zů reden.

[21] Ein armer einfacher lantzknecht leidet grossen hunger; wiewol proviant gnůg im leger war, so hat er doch kein gelt, daß ers kauffet. Derhalben treib in die not dahin, daß er für den hauptmann begert in hoffnung, er solt im etwas fürsetzen. Es hat aber der hauptmann etlich groß Hansen ze gast geladen, deßhalben die trabanten disen armen knecht nit für in lassen wolten.

Als er aber nun on underlaß batt, man solt in doch für den hauptmann lassen, er hette nit mer dann drey wort mit im zů reden, was da auch ein nasser vogel under den trabanten; den wundert, was er doch mit drey worten könte außrichten, und sagt es dem hauptmann bey der leng, wie sich die red hat zůgetragen. Der hauptmann mit sampt seinen gesten, die auch wol bezecht waren, sprachen: ›Laß in hereyn![21] Und redt er mer dann drey wort, so wöllen wir in in die eysen schlahen lassen.‹

Also ward er für den hauptmann in den sal gelassen. Der in fragt: ›Was begerst du, das du mit drey worten wilt außrichten?‹ Antwort der lantzknecht: ›Gelt oder urlaub.‹ Do lachet der hauptmann und alle seine gest, und setzt im der hauptmann ein monat sold für biß zůr bezalung.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 21-22.
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