19.

Von einem landfarer, der hundsthonier für katzethonier den kürßneren verkauffet.

[25] Vor zeiten, als man noch in aller welt paternoster trůge und die katzethonier in hochem wert gehalten wurden, daß etlich krämer unnd landfarer im land umbherzogen unnd mit den katzethonier haussierten (das ist von hauß zů hauß lůgten, wo sy möchten gelt bekommen), also war auch ein gůt gesell, (ich acht, daß er auch zů Ryblingen gewesen war, wie man dann auch wol schamper knaben under den landfarern findt) der kam gen Harlem in Holand. Als er schier die gantz statt außgehausiert hette und aber wenig gelt gelößt, hört er an den gassen ungeferd im fürgan in einem hauß ein groß geschrey und jubilieren, gedacht: ›Hie hinein můßt; es wirt etwas geben.‹[25]

Er tritt herein und fragt einen auftrager, was das für leüt weren. Welcher antwortet: ›Das ist der kürßner trinckhauß, und sind allhie versamlet weib und mann, die gantze zunfft, wie dann ir brauch ist, daß sy zum jar einmal oder dreyssig bey einander gůter dingen sind und hie zůsamenkommen.‹ So das der krämer hort, gedacht er, wurde nit vil schaffen und were gern mit fůg wider hinaußgewest, wußt aber nit wie. Also nam er sich an, er were ein hofierer; dann er auch meistergesang kundt, das seer beyn kürßneren im brauch ist. Wie er nun ein lied oder zwey gesungen hett, zohen sy in zum tisch, daß er bey inen seß und mittzechte. Do er nun auch ein trunck überkam, hett auch gern gelt gelößt, forcht doch, wo er vil von katzethoniern sagt, sy wurden in die stegen abwerffen, und fiel im ein, er wölt die stein hundtzethonier heissen. Zoch sein kram herfür unnd zeiget inen schöne paternoster von katzethonier und sprach: ›Lieben herren, wer kaufft schöne hundtzethonier?‹ Unnd gefielen inen so wol, daß er etwan vil verkaufft; und macht sich mit dem gelt darvon, dancket gott, daß die kürßner nit fast fragten, was hundtzethonier weren und er ungeschlagen darvon kam.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 25-26.
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