95.

Ein narr kond betten, wust aber nit, welches hinden oder vornen gehört.

[122] Im Breisgaw wonet ein gar torechtiger, einfaltiger mensch, der gantz narrecht und kindisch was, hat aber dannocht von guten fromen leuten, bey welchen er tägliche beywonung unnd sein underschleiff hatt, lernen betten; galt im aber gleich, welches er zuvor bettet, den glauben oder das vatterunser. Wann man in dann fraget: ›Lentz, wie bettest du also durch einander? Unser herrgott kan nit draus kumen;‹ so antwurt er: ›Ho, wil er nit draus kommen, so bleib er darinnen stecken.‹ Zuletst aber brachten sie in auff die ban, das er ordenlichen betten lert, so das, wer in hort, sich darab verwunderet.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 122-123.
Lizenz:
Kategorien: