104.

Von einem trummenschlager, dem etlich wölff nacheylten, er aber mit seiner trummen fiel.

[130] In vilen dörfferen ist der brauch, dass die bauren bey einander sind umb sanct Martinstag, wann der lieb heilig sanct Schweynhardus im leich ist under den bauren zů denselben zeyten, das dann bey inen weret biß fastnacht etc. Auf ein zeyt begab es sich, dass ein trummenschlager ein zeytlang bey inen gewesen was und die bauren hett leychtsinnig gemacht, und es nun zeyt was, daß er solt wider heimgehn.

Als er nun sich mit seiner trummen auf den wäg heimwertz macht, begegneten im etlich wölff, welche im nacheylten und gern gessen hetten; dann sy gar hungerig waren unnd im auf dem fůß nachvolgten. Er aber für und für hinder sich lůgt und forcht, sy wurden in zerreyssen. Und in dem als er so hinder sich lůget, so fallt er über ein alten stock[130] mit der trummen, daß die trummen wider vom erdtrich aufsprang und ein groß geschrey und getümmel macht, daß die wölff von dem geschrey erschracken unnd lieffen wider hinder sich gegem wald zů. Do das der trummenschlager ersach, daß sy von dem gethön erschracken, erfasset er sein trummen unnd nimpt die schlegel zů seinen handen unnd schlecht auf die trummen wie tausent teüfel unnd jaget also die wölff im wald härumb mit grossen fröudenn, die er dann vonn dem fal auß forcht überkam, daß die wölff von im wichen.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 130-131.
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