106.

Von einem, so ein stůten kauffen [wolt] und sein sun schlůg, so auff dem fülly reyten wolt.

[132] Es wonet ein gůter einfaltiger mann in einem dorff im Schwabenland, genannt Feimingen; der was arm und erneert sich des taglons. Wenn nun die anderen seine nachbauren mit rossz und karren inns holtz fůren, můßt er das sein mit seiner frauwen auff dem hals unnd rugken heimtragen unnd mocht doch nichts erschiessen; dann wenn sy schon ein gantzenn tag zůsamen trůgen, mocht es nit so vil außtragen, als er im taglon gewünnen mocht.

Deßhalben er an einem sonntag zů seiner frauwen nidersaß, mit iren radtschlaget und sprach: ›Mein liebe frauw, wie ist im doch zů thůn? Du sichst, wenn wir schon lang das holtz selbst auff unsern achßlen heim fleischen, so versaum ich doch am taglon noch so vil, als wir bede geschaffen mögen.‹ Do sprach die frauw: ›Mein lieber haußwürt, es ist waar, wie du sagst. Wie rathst du doch, daß im ze thůn sey?‹ Der gůt mann sagt: ›Ich meint, wenn wir etwan unsere zwen gefattern ansprächen, daß sy uns fürsatzten, daß wir etwann ein junge stůten kaufften, so köndten wir auch ins holtz faren wie ander leüt. Und ee das jar härumbkumpt, so hat es ein jung fülly; das wöllenn wir dann aufziehen. So haben wir[132] dann auch rossz wie ander leüt.‹ Der rath bedunckt die frauwen gar gůt.

Nun hatten sy ein knäblin von acht jaren. Als es den rathschlag hort, do fieng es an und sprach: ›Ey ja, lieber vatter, so wil ich denn auf dem fülly reyten.‹ Do ward der vatter ergrimpt über den knaben unnd sprach: ›Gott geb dir sant Veltin! Gelt, du woltest mir dem fülly den rugken entzwey trucken mit deinem reyten?‹ Nimpt hiemit den knaben beym haar und wil in schlagen. Als es aber die můter ersicht, wil sy dem kind zů hülff kommen und in dem mann nemmen. Der mann aber nicht unbehend nimpt sy bey dem schleyr oder tüchlin und schlecht ir die haut recht gnůg voll.

Also hatten sy einander umb das fülly geschlagenn, unnd hatten aber weder das gelt, die stůten, noch das fülly.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 132-133.
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