Etliche so genannte Bouts Rimetz. Von einem gelehrten Freund, zur Ausfüllung erhaltene Reime

[497] Niemand schwatze mir vom Lieben und von Hochzeitmachen – – vor,

Cypripors Gesang und Liedern weyh ich weder Mund noch – – Ohr.

Ich erwehl zu meiner Lust eine Cutt- und Nonnen – – Mütze,

Da ich mich in Einsamkeit wieder manches lästern – – schütze.

Ich will lieber Sauer-Kraut und die ungeschmeltzten – – Rüben

In dem Kloster, vor das Fleisch in dem Ehstands-Hause – – lieben.

Mein Vergnügen sey das Chor, wo ich sing und beten – – tuhe,

Denn dasselbe wirkt und schafft mir die wahre Seelen – – Ruhe,

Will mir den gefaßten Schluß weder Mann noch Jüngling – – glauben,

Immerhin, es wird die Zeit euch doch diesen Zweifel – – rauben.

Geht nur hin, und sucht mit Fleiß Amors Pfeile, Amors – – Waffen,

Und geberdet euch darbey als wie die verliebten – – Affen!

Dorten stund in einem Carmen auf den Herrn von Ober – – nütz:

Kriegt das schöne Jungfer-Röckgen einen Flecken, Ritz und – – Schlitz,[497]

So muß auch der Jungfern Glück und die edle Freyheit – – weichen,

Und dargegen sucht die Angst sich gar eilend einzu – – schleichen.

Dieser Vers hat recht gesagt, Jungfern können kühnlich – – lachen;

Dahingegen manches Weib sich muß Angst und Sorge – – machen.

Kriegt die Noth durch Gegen-Mittel eine Lindrung und ein – – Loch,

Ey, so währt es doch nicht lange, und man schauet immer – – noch

Eben so viel Bitterkeit als in Erfurt Mannes – – Krausen,

Leid und Trübsal, Gram und Pein will die armen Weiber – – zausen.

Kriegt ein Weib von ihrem Mann manchen Tag ein Dutzend – – Mäulgen,

Ey! so sagt, was folgt darauf? Uber gar ein kleines – – Weilgen

Brennt des Mannes Zorn wie Feuer, und er schwöret beym – – Parnaß:

Frau! ich werde dich noch prügeln, oder stecke dich ins – – Faß.

Dieser Weiber Noth und Pein will ich mich bey Zeit ent – – schlagen,

Denn so darf kein Herzens-Wurm jemahls meine Seele – – nagen.

Drum so sag ich noch einmahl: Gute Nacht, du Scherz und – – Küssen,

Ich will deine Eitelkeit bis in meine Gruft ver – – missen.


Quelle:
Sidonia Hedwig Zäunemann: Poetische Rosen in Knospen, Erfurt 1738, S. 497-498.
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