Abloten

[22] Abloten, in den verschiednen Zweigen der praktischen Geometrie die Aufgabe, einen Punkt anzugeben, der mit einem gegebnen Punkt derselben Vertikalen angehört. Je nach der Lage und Art des gegebnen Punkts, je nach der verlangten Genauigkeit des Herablotens dieses Punkts und je nach dem Höhenunterschied, der beim Abloten zu überwinden ist, hat die Ausführung der Aufgabe die verschiedensten Formen anzunehmen.

Jedenfalls ist zu unterscheiden: 1. mechanisches Abloten, 2. optisches Abloten; das erste (Absenkeln) benutzt eine materielle Linie, die durch die Schwerkraft unmittelbar (Senkelfaden) oder durch die Libelle mittelbar geliefert wird, das zweite eine Absehlinie, Ziellinie eines seitwärts von der Lotungslinie aufgestellten Theodolits (z.B. um den Endpunkt einer Basismeßstange herabzuloten), oder meist die Ziellinie eines Fernrohrs, die in der Ablotungslinie selbst vertikal gerichtet wird. Vgl. zu diesen beiden Arten des Ablotens den Artikel Abloteinstrumente und die daselbst gegebenen Andeutungen über ihren Gebrauch, sowie die Literatur.

Die Aufgabe des mittelbaren Ablotens kommt in der Geodäsie oft auch in folgender Form vor: der gegebne Punkt sei z.B. eine Kirchturmspitze und man habe diesen Punkt zum Zweck des Anschlusses einer Zugmessung u.s.w. »herabzubringen«; es geschieht dies durch unmittelbare Projektion mit Theodoliten von zwei Standpunkten aus, oder (und zwar gewöhnlich) es entsteht eine trigonometrische Aufgabe.

Oft ist auch der gegebne Punkt der untere in der herzustellenden vertikalen Linie, so daß von Heraufloten oder Herausbringen zu sprechen ist, so z.B. unmittelbar, wenn die Umdrehungsachse eines Theodolits über einen auf dem Boden bezeichneten Punkt zu bringen ist (Zentrieren des Instruments über einem gegebnen Punkt), oder mittelbar, wenn im Fundamentquader eines geodätischen Pfeilers der durch den Pfeiler zu bezeichnende trigonometrische Punkt eingehauen oder eingelassen ist und nun über diesem Quader der Pfeiler aufgemauert wird, wobei zum Schluß auf dem Deckquader des Pfeilers ein mit dem untern, jetzt nicht mehr zugänglichen Punkt »übereinstimmender«, d.h. mit ihm in derselben Vertikalen liegender Punkt anzugeben ist u. dergl.

Hammer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 22.
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