Altazimutal

[156] Altazimutal aufgestellt heißt ein mit Teilkreisen versehenes, fest aufgestelltes oder transportables Messungsinstrument der praktischen Astronomie (oder Geodäsie), wenn seine Hauptumdrehungsachse beim Gebrauch des Instruments die Richtung der Zenitlinie des Beobachtungsorts (oder geodätisch gesprochen die Richtung der Lotlinie im Aufstellungspunkt) hat.

Wenn also an dem Instrument zwei Teilkreise vorhanden sind, deren Ebenen senkrecht aufeinander stehen, indem der erste (Horizontalkreis) senkrecht zur Hauptumdrehungsachse, der zweite (Höhenkreis) senkrecht zur zweiten Achse (Kippachse) steht, so ist es zur Messung von Azimutunterschieden (Horizontalwinkeln) und von Zenitdistanzen (Höhenwinkeln; Höhenwinkel = altitudo des Zielpunktes) tauglich, es ist ein »Altazimutal«-Instrument. Altazimutal aufzustellen sind also z.B. von transportabeln Instrumenten die Theodolite und Universalinstrumente zu »astronomischem Gebrauch« (geographische Orts- und Zeitbestimmung) und zu geodätischem Gebrauch (Azimutalkreis für »Haupttriangulierung«, kleinere Horizontalkreise für Kleintriangulierung, Zugmessung u.s.w., Verbindung von Horizontal- und Vertikalkreis an den Tachymetertheodoliten, größere Höhenkreise für feinere trigonometrische Höhenbestimmung), von fest aufgestellten astronomischen Instrumenten das Altazimut (s.d.); auch manche Durchgangsinstrumente (die Universaltransite u.s.w.) sind nicht fest »im Meridian«, sondern eigentlich zunächst altazimutal aufgestellt; ebenso sind die Zenitteleskope und ähnliche Instrumente und auch die sämtlichen Instrumente zur Beobachtung von Durchgängen von Sternen durch denselben Horizontalkreis der Sphäre (vgl. Almucantarat) altazimutal aufzustellen. Ferner werden kleine transportable astronomische Refraktoren zum Betrachten von Gestirnen in der Regel mit altazimutaler Aufstellung versehen, wenn es auch beim Fehlen von Teilkreisen hier nicht auf genaue Aufstellung ankommt. Der Gegensatz zur altazimutalen ist die parallaktische Aufstellung (vgl. diesen Artikel, sowie Aequatoreal), die alle großen Refraktoren, z.B. auf den Sternwarten, haben (Hauptumdrehungsachse hat die Richtung der Weltachse, nicht die der Lotlinie des Beobachtungsorts). Als dritte Aufstellungsart kommt die »Aufstellung im Meridian« für Passagen-(Durchgangs-)Instrumente und Meridiankreise hinzu (für Durchgangsinstrumente auch im ersten Vertikal), die wieder mit der altazimutalen zusammenhängt: die Fernrohrziellinie kann nicht mehr, wie bei dieser, nach jedem Punkt jedes Vertikalkreises des Beobachtungsorts gerichtet werden, sondern nur noch nach jedem Punkt eines ganz bestimmten Vertikalkreises, z.B. des Beobachtungsmeridians, wenn die Kippachse des Durchgangsfernrohrs genau in der Richtung der Ostwestlinie des Horizonts des Beobachtungsorts sich befindet.

Hammer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 156.
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