Argusokular

[296] Argusokular, ein mehrfaches Okular, das zur Erzielung größerer Genauigkeit für die Bestimmung des Lattenabschnittes bei der optischen Distanzmessung von Porro für seine Distanzmesser (Clepscykel, s.d.) angewendet und Okular Argo [1] genannt wurde.

Für eine scharfe Ermittlung der Distanz ist eine feingeteilte Distanzlatte (s.d.) erforderlich, zur Ablesung derselben eine starke Vergrößerung des Meßfernrohres. Vergrößerung und Gesichtsfeld eines Fernrohres sind umgekehrt proportional (s. Fernrohr); daher sind bei starken Vergrößerungen die distanzmessenden Winkel klein, und sind diese klein, so ist die Genauigkeit der Distanzbestimmung gering. Diesen Uebelstand vermied Porro dadurch, daß er bei dem von ihm konstruierten Clepsinstrumente eine schon von Reichenbach angewendete Okularkonstruktion für seinen speziellen Zweck benutzte. Das Prinzip ist das folgende: die distanzmessende Vorrichtung besteht aus mehreren Strichpaaren, die auf eine Glasplatte graviert sind (s. Fadenkreuz und Mikrometer). Zur Ablesung der Lattenteilung an diesen Distanzstrichen dienen mehrere von einer verschiebbaren Platte getragene Okulare, die den einzelnen Strichpaaren zugeordnet sind und mit denselben eine bestimmte Multiplikationskonstante ergeben. Porro[296] verwendete z.B. für seine größeren Instrumente sieben Strichpaare und drei übereinander angeordnete Okulare, bezw. fünf Okulare. Von diesen Okularen ist ein zentral angeordnetes einzeln zu verwenden, die übrigen paarweise für entsprechende Strichpaare, so daß die Distanzen aus Ablesungen an zahlreichen Mikrometerstrichen gewonnen werden können. Näheres in [2].


Literatur: [1] Porro, Sull' applicazione della Celerimensura alla formazione del gran libro fondiario italiano, Milano 1868. – [2] A. Salmoiraghi, Instrumenti et metodi moderni di geometria applicata, Milano 1884, p. 307; A. Salmoiraghi, Repertorium der Experimentalphysik, München 1876, S. 88.

Reinhertz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 296-297.
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