Aufstellvorrichtungen

[367] Aufstellvorrichtungen dienen dazu, Fenster oder Türen in offenem Zustande festzustellen.

Je nachdem das aufzustellende Fenster sich um eine horizontale oder vertikale Achse dreht, wird die betreffende Vorrichtung verschieden sein. Die einfachste Art, eine Tür oder[367] ein Fenster festzustellen oder festzuhalten, besteht in einer Stange, deren Haken in eine Oese eingelegt werden kann. Bei den Fenstern heißen diese Aufstellvorrichtungen Sturmhaken; sie können sowohl am beweglichen Fensterflügel wie auch am Rahmenholze beteiligt sein. Bei den Türen werden diese Vorrichtungen Sperrstangen genannt und finden heutzutage fast ausschließlich Verwendung. Obwohl diese stangenförmigen Aufstellvorrichtungen der Fenster noch vielseitige Anwendung im Wohnhausbau finden, war man bemüht, Konstruktionen zu finden, die gestatten, das Lüften der Wohnräume in den oberen Teilen des betreffenden Zimmers zu bewirken, zu welchem Zwecke die oberen Fensterflügel leicht und bequem geöffnet und festgestellt werden müssen. Da das Oeffnen der oberen, um eine lotrechte Achte drehbaren Fensterflügel sich als unpraktisch erwiesen hat, vereinigt man zweckmäßig die beiden oberen Flügel zu einem einzigen, der sich um eine wagerechte Achse dreht, und verlegt diese entweder nach der oberen oder unteren Kante oder zwischen beide. Alle hierhergehörigen Aufstellvorrichtungen bestehen im wesentlichen aus einer Zusammensetzung von Hebeln, bei denen das Eigengewicht des Fensters häufig als Kraft verwertet wird, die entweder allein oder in Verbindung mit Zugketten und -stangen ein sicheres Oeffnen, Schließen und Feststellen in geöffnetem Zustande ermöglichen.

Dreht sich der obere Fensterflügel um eine an der unteren Seite liegende horizontale Achse, so fällt der Flügel, nachdem die Beteiligung ausgerückt worden ist, infolge seiner Schwere herab; die Feststellung in dem geöffneten Zustande erfolgt mittels einer Schere, die eine oder mehrere Ausbuchtungen zeigt, um ein Feststellen in verschiedenen Stellungen zu ermöglichen. Das Schließen muß entweder durch eine besondere Zugvorrichtung mittels Kette oder Stange oder durch die Hand erfolgen; meistens hält in diesem Falle eine federnde Falle oder ein Schließkloben das Fenster in geschlossenem Zustande. Diese um die untenliegende Achse drehbaren Fenster lüften deshalb gut, weil die Lüftungsöffnung möglichst hoch oben liegt, leiden aber an dem Nachteil, daß bei eintretendem Regen sich das Wasser auf den Fensterscheiben selbst ansammelt und unter Umständen ins Zimmer fließt. Drehen sich diese Klappfenster um eine horizontale Achse, die an der oberen Fensterkante liegt, so tritt der zuletzt erwähnte Uebelstand zwar nicht ein, aber die Lüftung ist keine so günstige, wenn nicht eine Drehung um mindestens einen Winkel von 90° stattgefunden hat. In diesem Falle muß die Aufstellung durch ein Hebelwerk geschehen, während das Schließen durch das Eigengewicht der Fenster bewirkt wird. Die Feststellung in geöffnetem Zustande wird durch einen oder zwei Kniehebel bewirkt. Durch eine Verlegung der Drehungsachse nach der oberen Hälfte der Klappfenster werden die Vorteile beider Konstruktionen vereinigt, ohne aber deren Nachteile unbedingt einzuschließen. Zu den Aufstellvorrichtungen sind auch jene Vorrichtungen für Türen und Tore zu rechnen, die in einem mit einer Nase versehenen Hebel bestehen, der mittels eines Gewichtes oder einer Feder so hochgehalten wird, daß die Nase ein Zufallen der Tür verhindert; diese Vorrichtung wird entweder am Fußboden oder an einer geeigneten Stelle der Wand angebracht.


Literatur: Hoch, Technologie der Schlosserei, 1. Teil, Leipzig 1899; Ders., Der praktische Schlosser, Leipzig 1901; Patentschriften, Klasse 68.

Jul. Hoch.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 367-368.
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