Bohlwände

[178] Bohlwände, auch Bohlwerke, Bollwerke oder Kajen genannt, sind Stützwände (s.d.) aus Holz; sie haben sonach, wie die Stützmauern, ein Mittel darzubieten, Erdreich lotrecht oder doch nahezu lotrecht zu begrenzen.

Bohlwände werden sowohl im Trockenen als auch am Wasser angewendet, doch meist an letzterem, weil sie im Trockenen wenig Haltbarkeit besitzen; sie dienen alsdann in der Regel zur Begrenzung der Gewässerufer. – Die Bohlwände bestehen aus einer Reihe von Pfählen, die oben durch einen darauf gezapften Holm abgeschlossen werden; hinter dieser Pfahlreihe wird eine Verschalung aus Bohlen angeordnet (Fig. 1). Für die Bohlwandpfähle empfiehlt sich der langen Dauer wegen das Eichenholz am meisten; steht solches nicht zur Verfügung, so wähle man harzreiches Nadelholz. Sie werden lotrecht oder etwas nach rückwärts geneigt eingerammt; Abstand derselben 1,20–1,75 m. Stehen die Pfähle mehr als 2,50 m aus dem Erdboden hervor, so müssen sie nach rückwärts verankert werden (Fig. 2). Die Holme sind mit der Rückseite der Pfähle bündig zu verlegen, und ihre Stöße müssen stets auf einen Pfahl fallen. Die Stärke der Bohlen ist aus dem wirksamen Erddruck, oder umgekehrt, wenn Bohlen von bestimmter Dicke vorhanden sind, die Entfernung der Bohlwandpfähle voneinander zu berechnen [1]. Sie werden, damit ein Auswaschen der Hinterfüllung nicht stattfindet, bisweilen mit einer Spundung versehen;[178] einfacher ist es, die Fugen rückwärts durch Latten oder Schwarten zu decken. – Derjenige Teil der Bohlwände, der nicht immer vom Wasser benetzt wird, gerät bald in Fäulnis. Um nicht die ganze Wand erneuern zu müssen, läßt man den unteren Teil derselben stehen und erneuert nur den oberen; dadurch entstehen aufgesetzte Bohlwände. Die Verbindung des neuen Teiles mit dem alten solide herzustellen, ist schwierig [2]. – Ausnahmsweise sind Bohlwände auch aus Eisen konstruiert worden.


Literatur: [1] Heinzerling, F., Statische Berechnung der Ufermauern, Futtermauern und Bohlwerke mit senkrechter Rückwand, Deutsche Bauztg. 1870, S. 35 und 42. – [2] Schmitt, E., Der Erdkunstbau auf Straßen und Eisenbahnen, Teil II, Leipzig 1871.

Schmitt-Darmstadt.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 178-179.
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